Pragmatiker
Personalie: Roger Lewentz, SPD-Innenminister in Mainz, kann bei den kommenden Wahlen nur gewinnen
Als dieser Tage die Innenminister von Bund und Ländern im rheinland-pfälzischen Koblenz über Asylpolitik und Abschiebungen in das angeblich »sichere« Herkunftsland Afghanistan überein kamen, passten Ort, Thema und Person des Gastgebers zusammen. Das am Deutschen Eck gelegene Koblenz mit seiner Festung Ehrenbreitstein ist eine traditionelle Hochburg des preußischen Militarismus und ist seit 1955 Standort der Bundeswehr. Die ist seit 2001 Kriegspartei in Afghanistan.
Der als Gastgeber fungierende rheinland-pfälzische Ressortchef Roger Lewentz (SPD) stammt aus dieser Region und begann in jungen Jahren seine berufliche Laufbahn als Beamter beim Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung, einer Tausende Bedienstete zählenden zentralen Stelle innerhalb des militärisch-industriellen Komplexes.
Nach einer Karrieretour durch SPD-Ortsverein und Gemeinderat im Wallfahrtsort Kamp-Bornhofen begann der steile Politaufstieg von Lewentz im Jahre 1991, als der ebenfalls aus der Region stammende damalige SPD-»Senkrechtstarter« und spätere Verteidigungsminister Rudolf Scharping Ministerpräsident in Mainz wurde und den damals 28-Jährigen als Referenten in die Staatskanzlei holte. Als sein Förderer Scharping 1994 in die Bundespolitik wechselte, galt Lewentz längst als »Beck Boy«, also ein aus der Sicht des neuen Regierungs- und SPD-Landeschefs Kurt Beck förderungswürdiges Nachwuchstalent. Er zog in den Landtag ein, wurde Geschäftsführer und Generalsekretär der Landespartei, Staatssekretär und 2011 schließlich Chef des Mainzer Innenministeriums.
Nach Becks Rückzug aus der aktiven Politik übernahm Lewentz 2012 den SPD-Landesvorsitz. Sollte die SPD in drei Monaten die Landtagswahlen im Südwesten verlieren, könnte ihr Landeschef dennoch zu den Gewinnern zählen. Und zwar dann, wenn sich die SPD als Juniorpartner der CDU andient und Lewentz als alter und neuer Innenminister zusätzlich Vize-Ministerpräsident wird.
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