Kein Punier

Personalie: Hannibal al-Gaddafi wurde in 
Libanon festgenommen.

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Darf man sich in eine Falle locken und festnehmen lassen, wenn man man Hannibal heißt? Muammar al-Gaddafi wird, als er im sechsten Jahr in Libyen Staatschef war und seinen vierten Sohn nach dem großen punischen Heerführer benannte, gewiss an eine zumindest glorreiche militärische Zukunft seines Sprösslings gedacht haben. Diese Erwartungen an den 1975 Geborenen, das zeigte sich schnell, waren auf Sand gebaut. Und nicht unbedingt auf den libyschen, denn mit dem wollte Hannibal weniger zu tun haben, als es sich sein Vater, der Revolutionsführer, gern gewünscht hätte.

Hannibal al-Gaddafi bevorzugte es, Geschäfte zu machen. Das war nicht unangenehm. So, wie das Öl reichlich aus Libyens Wüste sprudelte, war es folglich mit den Geldquellen, über die auch Hannibal in reichlichem Maße Verfügungsgewalt hatte. Das ließ so manche, die mit ihm handelten, die Zähne bis zur Selbstverleugnung zusammenbeißen - Hauptsache, der exaltierte Führersohn überwies die begehrten Petrodollars.

Hannibal kam in dieser Hinsicht ganz nach dem Vater, führte sich auf wie der unge- und erzogene Prinz; symptomatisch die sogenannte Libyen-Schweiz-Affäre. Hannibal war 2008 beschuldigt worden, im Hotel »Président Wilson«, dem teuersten in Genf, Hausangestellte misshandelt zu haben. Das anschließende Verhör auf einer Polizeiwache befand man in Tripolis als nicht hinzunehmende Majestätsbeleidigung. Zur Strafe gab es einen Öllieferstopp gegen die Schweiz. Helvetia knickte daraufhin schnell ein.

Als Vater Gaddafi vor vier Jahren gestürzt und ermordet wurde, gelang es Hannibal, sich rechtzeitig nach Algerien abzusetzen. Nun wurde er aus Syrien nach Libanon entführt und dort von den Behörden verhaftet. Die Umstände sind so dubios wie die Vorwürfe. Es geht um den Tod des libanesischen Schiitenführers Imam al-Sadr 1978 in Libyen.

Vater Gaddafi ist es durchaus zuzutrauen, in den Mord an Sadr verwickelt zu sein. An Hannibal soll sich nun wohl eine Art Rache vollziehen. Er war damals drei Jahre alt.

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