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Ein schwarzer Riegel als Schaufenster

Sachsen-Anhalt: Das Dessauer neue Bauhausmuseum wird nach spanischem Entwurf errichtet

  • Hendrik Lasch, Dessau
  • Lesedauer: 3 Min.
Ein spanisches Architektenbüro hat den Zuschlag für das neue Bauhausmuseum in Dessau erhalten. Ein im Wettbewerb ebenfalls siegreicher Entwurf aus New York scheiterte am Kostenlimit.

Nüchterne Klarheit statt verspielter Extravaganz: Das Bauhausmuseum in Dessau in Sachsen-Anhalt, das im Jahr 2019 zum 100-jährigen Jubiläum der Kunstschule eröffnet werden soll, wird nach einem Entwurf des Architektenbüros Gonzalez, Hinz, Zabala aus Barcelona errichtet. Es handelt sich um einen schwarzen Riegel, der in einer gläsernen Hülle zu schweben scheint. Mit dem Vorschlag sei »die Moderne auf den Punkt gebracht worden«, sagte Claudia Perren, Direktorin der Stiftung Bauhaus, und lobte »Offenheit, Funktionalität und Flexibilität«. Baustart soll in einem Jahr sein.

Die Spanier hatten in einem internationalen Architektenwettbewerb mit 831 Teilnehmern den ersten Platz belegt - gemeinsam mit ihren New Yorker Kollegen Young & Ayata. Diese schlugen eine Ansammlung bunter Formen vor, die an Kalebassen oder Zipfelmützen erinnerten.

Der Fall Weimar

Weimar. Das Verwaltungsgericht Weimar hat das angestrebte Bürgerbegehren gegen den Bau des neuen Bauhaus-Museums im thüringischen Weimar für unzulässig erklärt. Es verfolge ein gesetzwidriges Ziel, teilte das Gericht bereits am Dienstag mit. Das Bürgerbegehren ziele auf den Bruch vertraglicher Vereinbarungen ab. Die Initiatoren wollten einen sofortigen Baustopp erreichen. Sie waren vor Gericht gezogen, nachdem die Stadt das Bürgerbegehren nicht zugelassen hatte. Die Kommune sieht sich durch den Richterspruch in ihrer Rechtsauffassung bestätigt. Für den knapp 23 Millionen Euro teuren Neubau war erst kürzlich der erste Spatenstich gesetzt worden.

Die Stadt sei an den Bau- und Finanzierungsvertrag von Januar 2014 gebunden, die ordentliche Kündigung oder ein Rücktritt vom Vertrag seien darin ausdrücklich ausgeschlossen, erklärte das Gericht. Verträge seien grundsätzlich einzuhalten. Gegen für die Stadt bindende Verträge können laut Gericht auch Bürgerbegehren oder Bürgerentscheide nicht vorgehen. Die Weimarer Richter verwiesen auf eine ähnliche Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg zu einem Bürgerbegehren gegen das Bahnhofsprojekt »Stuttgart 21«. dpa/nd

In folgenden Verhandlungen wurde laut Perren aber klar, dass die für den Neubau zur Verfügung stehenden 25 Millionen Euro, die je zur Hälfte vom Bund und dem Land Sachsen-Anhalt kommen, für die Pläne der Amerikaner nicht gereicht hätten und auch der Zeitplan in Gefahr geraten wäre. Zudem habe sich der Entwurf, der eine Reihe von Kabinetten vorsah, als zu unflexibel und »fast ein wenig afunktional« erwiesen.

Der Vorschlag, der nun umgesetzt wird, sieht im Inneren des schwarzen Riegels dagegen einen 1600 Quadratmeter großen, zunächst ungegliederten Raum vor, in dem die Sammlung des Dessauer Hauses in einer Dauerausstellung endlich angemessen präsentiert werden könnte. Sie ist mit 40 000 Objekten die zweitgrößte zum Thema überhaupt. Im komplett transparenten Erdgeschoss könnten Sonderschauen gezeigt werden. Das Haus wird nach den Worten von Architekt Roberto Gonzalez »ein Schaufenster«, das auch auf Passanten wirke: »Das wird kein stummes Gebäude.«

In der Stadt gibt es große Erwartungen an den Neubau. Oberbürgermeister Peter Kuras (FDP) erhofft sich eine »Verbesserung des touristischen Angebots« mit der Folge, dass sich die Touristen länger in der Stadt aufhalten. Auch auf eine »Belebung der Innenstadt« wird spekuliert. Das Museum wird im Stadtpark errichtet, der freilich ein gutes Stück vom eigentlichen Bauhaus und den Meisterhäusern entfernt liegt. Über die Eignung des Standorts war lange gestritten worden; Kritik von Perrens Vorgänger Philipp Oswalt hatte zu dessen Rauswurf im Jahr 2014 beigetragen.

Die Kontroversen sind inzwischen Geschichte; in Stadt und Land fiebert man der Eröffnung des Museums entgegen. »Dessau bekommt ein neues Juwel«, sagt Stephan Dorgerloh, Landeskultusminister und Chef des Stiftungsrates. »Der Entwurf fasziniert mit seiner Leichtigkeit und Durchlässigkeit und spiegelt die architektonische Bauhaustradition wider.« Der SPD-Politiker ist zuversichtlich, dass der Neubau trotz des »ambitionierten Zeitplans« rechtzeitig fertig wird.

Das Dessauer Bauhausmuseum wäre eine von drei neuen Pilgerstätten für Anhänger des Bauhauses. In Berlin wurden unlängst die Entwürfe für ein neues Bauhausmuseum präsentiert, im thüringischen Weimar ist kürzlich der erste Spatenstich erfolgt.

In Dessau soll mit den Bauarbeiten am 4. Dezember 2016 begonnen werden - einem geschichtsträchtigen Datum: 90 Jahre zuvor war das Gebäude eingeweiht worden, das Walter Gropius nach dem erzwungenen Umzug der Kunstschule von Weimar nach Dessau entworfen hatte und das inzwischen eine Ikone der Architektur der Moderne ist.

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