Keine Antwort

V-Mann-Verdacht gegen Reker-Attentäter: Bundesregierung schweigt

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Während die parteilose Politikerin Henriette Reker am Dienstag im Kölner Stadtrat als neue Oberbürgermeisterin vereidigt worden ist, erhält der Verdacht neue Nahrung, der Attentäter, der die 59-Jährige vor zwei Monaten im Wahlkampf aus mutmaßlich rassistischen Gründen niederstach, könne V-Mann gewesen sein.

Eine entsprechende Anfrage der Grünen im Bundestag ist von der Bundesregierung »nach sorgfältiger Abwägung« nicht beantwortet worden. »Die Führung von Quellen gehört zu den wichtigsten nachrichtendienstlichen Mitteln, die den Nachrichtendiensten zur Informationsbeschaffung zur Verfügung stehen.« Die Auskunft müsse auch dann verweigert werden, wenn entsprechende Verbindungen zum Geheimdienst schon länger zurückliegen oder gar nicht existieren.

Der Grünen-Politiker Volker Beck wird vom »Kölner Express« mit den Worten zitiert: »Diese Geheimniskrämerei lässt einen kritisch aufhorchen. Wenn der Verfassungsschutz nichts zu verbergen hat, soll er das auch sagen«. Innenexperte Beck verwies darauf, dass aus anderen Anfragen bekannt sei, »dass die Bundesregierung Nachfragen nach V-Leuten auch schon deutlich verneint hat«.

Die Sicherheitsbehörden dürften entsprechende Nachfragen »nicht weiter unter einem Schleier der Verschwiegenheit ersticken«. Zum Attentäter teilte der Verfassungsschutz in der Anfrage lediglich mit, ihm würden »aus aktueller Zeit« keine Erkenntnisse über »extremistische Verbindungen oder Aktivitäten des Frank S.« vorliegen.

Mutmaßungen, dass der Rechtsextreme möglicherweise für den Verfassungsschutz arbeitete, gab es schon unmittelbar nach dem Mordanschlag auf die von CDU, Grünen und FDP unterstützte Politikerin. So war die Akte des 44-Jährigen bei der Bundesagentur für Arbeit gesperrt gewesen. Der Attentäter soll in den 1990er Jahren in der neonazistischen Freiheitlichen Arbeiterpartei aktiv gewesen sein, in der viele V-Leute geführt wurden. nd/Agenturen

- Anzeige -

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.