Gaslaternen leuchten auch mit Dioden schön

Die Straßenbeleuchtung wird auf sparsame LED-Lampen umgestellt - 3300 alte Gasleuchten werden so gerettet

  • Josephine Schulz
  • Lesedauer: 3 Min.
Fast hätte die neue Zeit der Berliner Gaslaterne vollends den Garaus gemacht. Die Umrüstung auf saubere und sparsame LED-Lampen rettet nun manche der gusseisernen Leuchten - aber nicht alle.

Straßenbeleuchtung ist in Berlin nicht nur eine funktionale Frage. Seit der Senat vor vier Jahren entschied, die Gaslaternen nach und nach zu entsorgen, regt sich Widerstand. Viele Berliner haben ein emotionales Verhältnis zu den gusseisernen Laternen und dem warmen Licht, und pochen auf den Erhalt des kulturellen Erbes. Am Freitag präsentierte Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) in Spandau die Umrüstung einiger Straßenzüge auf LED-Lampen.

Ein Unterschied ist kaum zu erkennen. Die LED-Leuchten imitieren das Licht der Gaslaternen fast perfekt. Die Resonanz der Bürger sei durchweg positiv, sagte Gaebler.

Rund 1400 Gaslaternen in Kreuzberg und Spandau wurden bereits durch LED-Lampen ersetzt. In den kommenden zwei Jahren sollen weitere 1800 Leuchten in Spandau folgen. Geld für die Modernisierung kam von der Europäischen Union und dem Bundesumweltministerium.

Insgesamt habe man im vergangenen Jahr durch den Austausch der Gaslaternen bereits drei Millionen Euro Energiekosten eingespart, erklärte Gaebler. Der Energieverbrauch einer Gasaufsatzleuchte liegt nach Angaben der Senatsverwaltung bei 4469 Kilowattstunden pro Jahr, bei einer LED-Leuchte sind es nur 100 Kilowattstunden.

Aber nicht alle Gaslaternen werden durch LED-Leuchten ersetzt. Seit 2012 wurden die 8000 sogenannten Gasreihenleuchten fast komplett gegen normale Elektroleuchten ausgetauscht. »Bei der damaligen Ausschreibung war die LED-Technik noch zu unökonomisch«, sagte Gaebler.

Spandaus Bezirksstadtrat Carsten Röding (CDU) findet, dass es nun eigentlich keine Diskussionen mehr geben dürfte. »Die Leuchten sind ästhetisch, umweltschonend, heller und geben ein warmes Licht. Was will man mehr?«

Aber es gibt Diskussionen. Der Verein »Gaslicht Kultur« hat eine Petition ins Leben gerufen, die den Erhalt aller Gaslaternen fordert - besonders in Moabit. Dort soll im kommenden Jahr auf LED umgerüstet werden, eine Modellstrecke im Beusselkiez steht bereits. »Es ist zu befürchten, dass vielerorts die markanten Gaslaternen durch gewöhnliche Elektroleuchten mit weißem Licht ersetzt werden, denn die oft behauptete Umrüstung auf LED-Imitate wird aus Kostengründen nur in Ausnahmefällen möglich sein.«, heißt es in der Petition, die von knapp 250 Menschen unterschrieben wurde.

Mehrere Vereine setzen sich in Berlin für den Erhalt der Gaslaterne ein. Sie argumentieren, die historischen Leuchten müssten als Denkmal erhalten bleiben. Außerdem seien die Laternen langlebiger, das Licht milder und ziehe weniger Insekten an.

Hellmut von Laer, Sprecher der Initiative »yes2gaslicht«, hält auch das ökologische Argument für vorgeschoben. Der Anteil der Gaslaternen an den gesamten CO2-Emissionen Berlins betrage nur 0,17 Prozent, schrieb er in der FAZ. Viel schlimmer seien da die zahlreichen Elektroleuchten, die vorwiegend mit Braunkohlestrom betrieben würden.

Insgesamt rund 225 000 Straßenlaternen gibt es in Berlin. Davon werden knapp 35 000 mit Gas betrieben, etwa 190 000 sind normale Elektroleuchten. Da aber viele von diesen veraltet sind, kündigte Gaebler an, in den kommenden Jahren auch marode Elektroleuchten durch LED zu ersetzen. 3300 historische Gaslaternen will der Senat verschonen. Eine kleine Erinnerung an diese große Errungenschaft der industriellen Revolution bleibt den Liebhabern also.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal