Ein Polizist verweigert sich

Jacob Nielsen: »Meine Großeltern würden sich im Grabe umdrehen«

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Er sei »nicht Polizist geworden, um Flüchtlingen ihr Eigentum zu rauben«, meldete sich vor einigen Tagen der Kopenhagener Polizist Jacob Nielsen auf Facebook zu Wort und löste eine Welle der Zustimmung aus. Mehr als 21 000 Mal wurde der Protest des Kopenhageners geteilt. Der Eintrag bezog sich auf das im November vorgelegte Gesetzesvorhaben der Regierung.

Nielsen hatte erklärt, seine Großeltern seien im Widerstand gegen die Nazis gewesen - sie würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie die aktuelle Politik der dänischen Rechtsregierung gegen Flüchtlinge noch kennenlernen würden. Er frage sich, so Nielsen, ob sich die Regierung vorstelle, dass er an der Grenze stehe und Flüchtlingen Gold aus dem Mund oder Wertsachen aus der Unterwäsche hole, wenn diese das Letzte, das sie besitzen, versuchen zu verstecken? Die Aufgaben eines Polizisten seien der Schutz von Bürgern und Demokratie und nicht das Plündern von Flüchtlingen.

Die Pläne der dänischen Rechtsregierung hatten auch international für Empörung gesorgt, insbesondere in den USA. Die »Washington Post« zog einen Vergleich zu Nazi-Deutschland, als Gold und andere Wertsachen von Juden konfisziert worden waren. Schmuck von Flüchtlingen zu beschlagnahmen, habe »in Europa eine besonders bittere Konnotation«, so die Zeitung.

Dänemarks rechter Regierungschef Lars Lökke Rasmussen behauptete, die Medien würden ein »falsches Bild« von Dänemark zeichnen. Viele US-Bürger verstünden einfach nicht, wie großzügig der dänische Sozialstaat sei, sagte er laut der Zeitung »Politiken«. Mit rund 18 000 Asylbewerbern bis Ende November gab es in dem Land in diesem Jahr allerdings vergleichsweise wenige Anträge. Agenturen/nd

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.