Falsches Signal
Bernd Kammer über Preistreiber auf dem Wohnungsmarkt
Sind Wohnungsgenossenschaften etwa auch nicht mehr das, was sie mal waren, sozial und gemeinnützig? Das Vorgehen des Wohnungsbau-Vereins Neukölln lässt daran Zweifel aufkommen. Wenn in diesen Zeiten des Wohnungsmangels der Abriss von Wohnungen geplant wird, sollten jedenfalls die Alarmglocken schrillen. Zumal es sich dabei um Wohnungen handelt, die es zu diesen Preisen in der Stadt kaum noch gibt.
Der Vorstand behauptet, dass sich die Sanierung nicht lohnen würde und sie ansonsten zu Mieten führen würde, die sich von denen in Neubauten kaum unterscheiden würden. Die verbliebenen Mieter werfen dem Vorstand dagegen unterlassene Instandsetzungen vor. Zudem würden die Sanierungskosten unsinnig hochgerechnet, indem man die Laubengänge verglasen wolle. Das Häuser des gleichen Typs vor kurzem saniert wurden zeigt, dass es offenbar auch anders geht.
Noch wohnt es sich in den rund 185 000 Berliner Genossenschaftswohnungen vergleichsweise günstig. Die Miete beträgt im Schnitt 5,05 Euro pro Quadratmeter, fast 80 Cent weniger als im Berliner Durchschnitt. Doch auch in den Genossenschaften wird besonders bei Neuvermietungen gern mal kräftig zugelangt, warnen Kritiker und fordern, dass die Mitglieder bei Mietpreisgestaltung und Bauprojekten mehr Mitsprache erhalten. Eine Abrissentscheidung wie für die Heidelberger Straße wäre so vielleicht zu verhindern gewesen. Jetzt ist sie ein falsches Signal.
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