Lesbos-Helfer von Behörden festgenommen
Rettungsschwimmern wird Unterstützung bei Überfahrt aus der Türkei vorgeworfen
Auf der griechischen Insel Lesbos sind in der vergangenen Woche fünf ausländischer Helfer festgenommen worden. Behörden werfen den freiwilligen Rettungsschwimmern aus Spanien und Dänemark vor, einem in Seenot geratenen Boot mit Flüchtlingen an Bord aus türkischen Gewässern nach Griechenland geholfen zu haben. Es ist der erste solche Fall in Griechenland.
Wie einer der Rettungsschwimmer gegenüber »nd« berichtete, kreisten in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag voriger Woche drei Schiffe der griechischen Küstenwache das Boot der Rettungsschwimmer ein, als diese sich auf einer Rettungsmission befanden. Anschließend seien die Aktivisten verhört und inhaftiert wurden.
Vorgeworfen wird den Rettungsschwimmern, ein ebenfalls am Mittwoch in Seenot geratenes Schlauchboot mit 51 Menschen aus türkischen Gewässern in Richtung Griechenland geschleppt zu haben. Gegenüber »nd« wies der dänische Rettungsschwimmer Salam Aldeen die Vorwürfe zurück: »Alle Dokumente, Videos und Handydaten zeigen, dass wir in der Türkei waren. Am Morgen nach unserer Verhaftung gab die Küstenwache sogar zu, dass wir uns in türkischen Gewässern befanden.«
Nach Protesten von Flüchtlingen, Aktivisten und Hilfsorganisationen sowie einer Zahlung von 5000 bis 10 000 Euro Kaution pro Person wurden die fünf Rettungsschwimmer am Sonntag vorerst wieder freigelassen.
In einem weiteren Prozess, dessen Termin bislang noch nicht feststeht, drohen den Aktivisten bis zu zehn Jahren Haft. Aldeen wirft den griechischen Behörden vor, durch die Verhaftung der Aktivisten den Tod von Flüchtlingen in Kauf zu nehmen: »Acht Kinder starben an unserem Küstenabschnitt, während wir im Gefängnis waren. Kein einziges starb in den anderthalb Monaten zuvor, als wir da waren.«
Mehrere hunderttausend Flüchtlinge erreichten im vergangenen Jahr Europa über die griechische Mittelleerinsel Lesbos. Nach Zahlen der International Migration Organisation starben bei der teils nur acht Kilometer weiten Überfahrt mindestens 500 Menschen. Die Rettung und Versorgung der Flüchtlinge auf der Insel übernehmen größtenteils private Hilfsorganisationen und Freiwillige.
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