Nach Auschwitz

LESEPROBE

  • Lesedauer: 2 Min.

Ich bin davon überzeugt, dass historische Reflexionen nicht klug machen für immer und alle Zeiten. Wenn Jacob Burckhardt einst seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, die Beschäftigung mit der Vergangenheit könne weise machen, hege ich Zweifel. Allerdings könnte das Nachdenken über Geschichte vielleicht bewirken, dass Nachlebende manche der Erfahrungen nicht immer wieder von Grund auf neu machen müssen, die ihre Vorfahren belasteten. Und vor allem könnte ein Rückblick auf die Geschichte helfen, unser Verhalten, unser Denken und unsere Maßstäbe an Verhaltensweisen, Ordnungsvorstellungen und Wertmustern auszurichten, die ein friedliches Zusammenleben ermöglichen und der »humanen Orientierung« dienen ...

Es gibt gegenwärtig erschreckende Fälle von Ausgrenzungen und Abgrenzungen, die wöchentlich für Schlagzeilen sorgen und augenscheinlich vor allem einer emotionalen Mobilisierung dienen. Sie geben Rätsel auf. »Patriotismus«, »Abendland«, »Leitkultur« - diese Begriffe signalisieren eigentlich Gemeinsamkeit und Identität. Heute werden sie benutzt, um Intoleranz zu säen und sich der Köpfe der Menschen zu bemächtigen und zugleich machen sie deutlich, wie wenig aus der jüngeren Vergangenheit gelernt und begriffen wurde ...

Mein persönliches Bestreben war immer, Geschichte und politische Bildung miteinander zu verbinden ... Das ist im Laufe der Jahre nicht leichter geworden. Denn der Stellenwert der Geschichte im öffentlichen Leben sinkt. Die Zahl der Unterrichtsstunden, die für die politische Bildung reserviert sind, schrumpft.

Aus dem Vorwort von Peter Steinbach zu seinem Buch »Nach Auschwitz. Die Konfrontation der Deutschen mit der Judenvernichtung« (J.H.W. Dietz, 105 S., br., 14,90 €).

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