Blizzard legt Ostküste der USA lahm
Behörden appellieren an die Bürger, in ihren Häusern zu bleiben, doch der Schneesturm fordert einige Opfer
»Es ist einfach verrückt da draußen«, sagt Ana Feijoo und klopft sich den Schnee von der Kleidung. Die Lehrerin aus Newark in New Jersey stellte am Sonntagmorgen fest: »Es hat keinen Sinn, mit dem Auto loszufahren.« Damit folgt sie dem Appell ihres Gouverneurs sowie zahlreicher Bürgermeister und Polizeichefs, die an diesem Wochenende die Menschen an der Ostküste der USA beschworen, weder zu Fuß noch mit dem Auto auf die Straßen zu gehen, sondern einfach zu Hause zu bleiben und den Schneesturm auszusitzen.
Der Blizzard, wie die Schneestürme in Amerika genannt werden, war einer der schwersten, seit es dort Wetteraufzeichnungen gibt. Elf Bundesstaaten und der District of Columbia mit der Bundeshauptstadt Washington riefen den Notstand aus. Bis zum Sonntagmorgen meldeten die Behörden 18 Tote. In der Mehrheit starben die Opfer bei Verkehrsunfällen. Drei ältere Menschen in New York starben hingegen an Überanstrengung beim Schneeschaufeln. »Es sind noch immer zu viele Leute auf den Straßen«, sagte Washingtons Bürgermeisterin Muriel Bowser. »Die Sicht ist schlecht und Sie werden selber auch nicht gesehen«, appellierte sie an die Bürger der Hauptstadt: »Sie müssen zu Hause bleiben!«
Für die Highways wurde ein Fahrverbot verhängt. Der öffentliche Nahverkehr kam völlig zum Erliegen. 6680 Flüge fielen in der Region aus. Alle Ämter und die meisten Geschäfte blieben ab Samstag geschlossen.
Bis zu 120 Zentimeter Schnee hatten die Meteorologen vorausgesagt. In Manhattan wurden allein am Samstag schon 64 Zentimeter gemessen. Das ist nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes der drittheftigste Schneefall seit Beginn der Aufzeichnungen 1869. Es schneite und schneite. Sieben Zentimeter pro Stunde. Hausmeister Mike Diakakis in der Upper West Side von Manhattan war der Verzweiflung nahe. »Das kommt genauso schnell runter, wie wir es wegschaufeln«, stöhnte er am Sonntagmorgen. »Eigentlich ist es sinnlos, was ich mache.«
Bei Vollmond ist die Flut an den Küsten ohnehin etwas höher. Verstärkt durch Wind war sie jetzt außergewöhnlich hoch. Eiskaltes Salzwasser wurde in die Straßen der Städte New Jerseys gespült, fegte über die Schutzwälle hinweg und richtete Schäden an, die an den Hurrikan Sandy von 2012 erinnerten. Es sei »jede Menge Wasser« in den Straßen der Stadt Margate, berichtete Gouverneur Chris Christie. »Eisschollen trieben durch die Straßen.« Christie, der gern Präsidentschaftskandidat der Republikaner wäre, sagte seine Wahlkampfauftritte in New Hampshire ab.
Jason Pellegrini gehört das Steak Out Restaurant in Sea Isle City in New Jersey. Er wurde am Samstag von den rasch steigenden Fluten eingeschlossen. »Als das Wasser kam, war das wirklich beeindruckend. So wie manche der Videos, die wir aus Japan beim Tsunami gesehen haben«, berichtete Pellegrini. »Es kam einfach rasend schnell.«
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