Gastautor*innen

Thomas Blum

Thomas Blum

Thomas Blum, geb. 1968, lebt seit 1990 in Berlin, wo er 33 Semester studiert hat (mit Abschluss). Über viele Jahre war er im Feuilleton verschwunden und nicht mehr auffindbar. In seiner Freizeit engagiert er sich bei der Schnäppchenjagd und auf dem Sektor der Realitätsbekämpfung. Für »nd« schreibt er die wöchentliche Kolumne »Die gute Kolumne«.

Folgen:
Aktuelle Beiträge von Thomas Blum:
Vielleicht ein bisschen älter, aber definitiv nicht vergesslich: Teilnehmerinnen einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des 7. Oktober
»Das war in der Zeit vor dem Internet«

Auf israelsolidarischen Demos wird der Altersdurchschnitt immer größer. Liegt das tatsächlich daran, dass dort nur noch Leute mit historischem Wissen über den Holocaust anzutreffen sind, fragt sich Thomas Blum.

Was ist los mit dem »übersteifen Teil«? Martin Walser, 2018
Das übersteife Teil in der unteren Mitte

Thomas Blum ist sich nicht sicher, ob, um einer besseren Zukunft willen, nicht sämtliche erotische Literatur eingestampft und durch die Werke Martin Walsers ersetzt werden sollte. Als Vorbild für alle?

Ein angenehmer Anblick maßloser Trostlosigkeit
Zeigt her eure Fahrscheine – just do it!

In einem Kreuzberger U-Bahnhof hat sich die BVG von der traditionellen Trostlosigkeit Berliner Tunnelstationen verabschiedet. Jetzt regiert hier die sportliche gute Laune, dank der Werbung eines Sportartikelherstellers.

Rorschach-Test für Thüringer*innen: Ich kann beim besten Willen kein Hakenkreuz erkennen.
Gute Ausländer, schlechte Ausländer

Wer sieht da noch durch: Der syrische Arzt will aus Angst nicht mehr in Thüringen leben und der Thüringer AfD-Wähler, der in jedes Mikrofon seinen Ausländerhass hineinquakt, behauptet von sich, gar nicht rechts zu sein.

Hier zu sehen ist etwas sehr Seltenes: ein ganz normales Buch
Das Design bestimmt das Bewusstsein

Suhrkamp brachte im Proust-Jahr eine opulente Neuauflage seiner Werke heraus. Aber wen interessiert heute noch das gedruckte Wort? Am besten verkaufte sich ein schickes Proust-Notizbuch für Distinktions-Nerds.

Am Ende schafft es auch Jens Balzer nicht, dass sich die Linke mal über irgendwas einig ist.
Buch von Jens Balzer: Schwarz-weiße Denkfehler

Der Autor Jens Balzer kritisiert in seinem Essay »After Woke« die Reaktionen der postkolonialen Linken auf das Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023. Er sagt, die Denkschule kommt hier an ihre Grenzen. Hat er recht?

Wir tanzen Rucki-Zucki, den rechten Diskurs-Boogie-Woogie.
Das rechte Beinchen vor, das ist der ganze Trick!

Wie erklärt man jungen Leuten heute, was früher mal links, rechts, reaktionär oder liberal genannt wurde? Die Rechten haben es geschafft, auch wirklich jeden Diskurs immer weiter in ihre Richtung zu zerren.

Der Faschist Björn Höcke wird medial immer wieder höflich herausgeputzt.
Macher und Gewinner

Wie halten es die Medien mit der AfD? Was bei den Äußerungen ihrer Politiker immer wieder auftaucht, versteckter NS-Jargon, freche Lügen, implizite Drohungen, wird häufig weder erkannt, noch wird etwas entgegen­gesetzt.

Endlich Schluss mit diesem enervierenden Dauersonnenschein.
Zeit der Schaumbäder

Schluss mit den öffentlich zur Schau getragenen Käsemauken in Sandalen und der falschen guten Laune. Der Herbst ist im Anmarsch und hat viel mehr zu bieten: Schaumbäder, Regentage, Lektürezeit im Ohrensessel

Ja mei, kitschiger geht’s nimma. Aber das ist München (vor dem großen Bewohner*innenaustausch).
Ein Utopia für Berliner

Mit einem guten Bier in der Isar liegen, dann durch saubere Straßen flanieren. Eigentlich ist München das bessere Berlin. Das einzige, was nervt, sind die Müncher*innen, die müssten nach Berlin umziehen.

Heute schon meine Meinung gehört?
Her mit dem Meinungsführerschein!

Irgendwas muss mit der Meinungsfreiheit nicht stimmen, wenn immer mehr Menschen öffentlich behaupten, es gebe sie gar nicht. Es herrscht doch eher eine Meinungsüberproduktion, findet Thomas Blum.

Amt für liebevolle Beschäftigungsförderung
Der Klient kooperiert nicht!

Was der Kapitalismus gut kann: Dinge zugrunde richten. Ganz weit vorne: die Sprache. Früher war der vom Amt schikanierte Arbeits­lose wenigstens noch ein »Fall«, heute ist er »Klient«, der freiwillig »kooperieren« muss.

Pst, nicht stören: in der Nachbarschaft wird gerade Elton John nachgesungen.
Uuuh-Huuh!

Lieder bluten nicht, wenn man sie misshandelt. Sie können sich nicht an den internationalen Gerichtshof für Menschenrechte wenden. Aber sie ertönen in der Nachbarschaft von Thomas Blum aus der Gesangsanlage.

Als die Technik noch nicht mit den Menschen sprechen wollte: So stellte man sich 1982 die Zukunft der Espressomaschine vor und nannte dieses Modell »Futura« (ganz ohne Journalistenschule).
Lieber einen Espresso oder ein Kind?

Ist eine Espressomaschine besser als ein Kind? Sie quengelt nicht ständig, und es besteht keine Gefahr, dass sie, sobald sie 16 ist, zum Nazi wird. Doch sie ist eine Maschine und macht den Menschen zu ihrem Anhängsel.

Die Ruhe- und Rastlosigkeit beginnt beim Kaffeetrinken.
Wo bleibt die Liegekur?

Weil ihr angeblich »langweilig« ist, hat sich die Weltbevölkerung auf alle möglichen entbehrlichen Aktivitäten verlegt: Kriege führen, Meinungen im Internet posten, in der Öffentlichkeit laut telefonieren.

Komplexe, weil einer wieder besser, schneller, schöner war als man selbst? Kann man im Alter nur drüber lachen.
Aussätzige am Faxgerät

Sie wissen noch, wer Helmut Kohl war? Glückwunsch, Sie sind offiziell alt. Die Gesellschaft verlangt nun von Ihnen, dass Sie sich zu Hause einschließen, um nicht permanent mit dem Tod konfrontiert zu werden.

Hier wird sich noch nicht mal Mühe gegeben, diesen Ort in der Vorhölle irgendwie mit Chichi zu verschleiern.
Hopp, hopp, hopp auf der Selbstquälmaschine

Wenn Aliens uns im Fitnessstudio beobachteten, würden sie denken, diese Spezies erzeuge dort Energie für irgendeinen Fluxgenerator. Dabei mühen wir uns nur stumpfsinnig ab, um im Hamsterrad des Lebens gut auszusehen.

Wer nicht auf die Zombie-Apokalpyse warten will, bis es auf der Welt etwas leerer wird, der muss hierhin ziehen.
Dauertagung des Zipfelklatscherkongresses

Der Mensch ist am unerträglichsten, wenn er in Kollektiven auftritt: Fußballfangruppenaufläufe, Bierbike-Ausflüge, Public Viewing oder Karneval. Das Alleinsein ist der einzig erstrebenswerte Zustand.

Sieht doch schon sehr kuschelig aus mit den Blumen und dem Tee.
Auf dem Höhepunkt

Außenminister gehen mit Diktaturen auf »Kuschelkurs«, diese und jene Partei steigt mit einer anderen »ins Bett«. Warum kommen Journalisten auf die Idee, Begriffe aus dem Kosmos der Erotik auf die Politik anzuwenden?