Der gebürtige Münchener war von 2008 bis 2013 Chefredakteur der
Satirezeitschrift "Titanic". Er ist regelmäßiger Autor mehrerer
Zeitungen - für "neues deutschland" schreibt er die vierzehntägige
Kolumne "Das kann weg".
Es gibt einen unabhängigen, kaum erforschten Selfpublisher-Markt, dessen millionenstarke Gesamtauflage ihn zum eigentlichen literarischen Leben des Landes macht – ohne Rücksicht auf die Qualität.
Wer sich daran gewöhnen kann, dass fast jede Woche Schulkinder Schulkinder umbringen, kann sich an fast alles gewöhnen, meint Leo Fischer. Die Beharrungskräfte des Systems sind stärker als jeder vernünftige Appell.
Das Militär wird Popkultur. Immer stärker geht es darum, die Gesellschaft zu ändern für die Bedürfnisse der Armee, nicht umgekehrt. Das Militärische gehört zum neuen deutschen Lebensgefühl.
Deutsche Intellektuelle haben einen Brief in Sachen Ukraine-Krieg an den Kanzler geschrieben. Verantwortlich für das Leid sind ihrer Lesart zufolge auch diejenigen, die es erleiden - die ukrainische Bevölkerung habe also die Pflicht, unverzüglich die Leidenshandlungen einzustellen.
Während die Verhältnisse im Inland kompliziert und erdrückend sind, ist das Ausland eine beliebige Projektionsfläche – je ferner, desto besser. Leo Fischer über falsche Hoffnungen von links.
Man könnte den Niedergang der Linken schade finden - die im Zuge von Krieg und Seuche drohende Verarmung großer Teile der Bevölkerung hätte eine linke Partei verdient, die Protest organisiert und verkörpert.
Lafontaine und Schröder sind am Ende in der gleichen griechischen Fabelhölle gelandet. Noch bis zum letzten Atemzug Seite an Seite mit dem Intimfeind Diktatoren verteidigen müssen - eine Strafe, die sich Dante nicht plastischer hätte ausdenken können.
Alle sind sich einig: Hetze ist schlimm, Rassismus ist schlecht - aber Geld will man damit trotzdem irgendwie verdienen, und sei es um drei Ecken. Wie soll in dieser Medienwelt ein zweites Hanau verhindert werden?
Wer sich in den herrschenden Verhältnissen ein ökologisches Leben leisten kann, ist im Zweifel schon Teil von Strukturen, die eine echte ökologische Wende unmöglich machen. Da helfen auch nicht noch so viele Bambuszahnbürsten.
Nicht erst in der Pandemie zeigte sich, dass soziale und wirtschaftliche Systeme nur im Normalfall effizient sind, nicht im Ausnahmefall. Der neoliberale Effizienzfetisch hat Systeme geschaffen, die stets gerade noch so funktionieren.
Wie Landwirtschaftsminister Cem Özdemir an der neuen Klassengesellschaft bastelt, die die Grünen einst mitgeschaffen hatten und die sie nun in der Ampel-Regierung fit fürs 21. Jahrhundert machen wollen.