Bundeswehr hat Helfer zurückbeordert

  • Carmela Negrete
  • Lesedauer: 2 Min.
Nach Abzug der Bundeswehrhelfer warnen Aktivisten, dass die Kräfte zur Betreuung der Flüchtlinge am Bahnhof Schönefeld nicht mehr ausreichen.

Seit Montag gibt es keine Bundeswehrsoldaten mehr am Bahnhof Schönefeld. Die Soldaten, die bisher die Helfer bei der Ankunft der Flüchtlingszüge unterstützt haben, sind in ihre Einheiten zurückgekehrt. Das Land Brandenburg hatte im September ihren Einsatz erbeten, doch dieser war bis Ende Januar befristet. Darauf verwies Wolfgang Brandt, stellvertretender Sprecher des Innenministeriums in Potsdam. Es sei »niemals ein Dauereinsatz von Soldaten vorgesehen« gewesen, betonte er. Doch in den letzten Wochen habe auch die Zahl der ankommende Flüchtlinge abgenommen. Zurzeit kämen unter 100 Personen pro Tag. Brandt führte dies letztlich darauf zurück, dass wegen des rauen Winterwetters weniger Flüchtlinge über die Ägäis Europa erreichten.

Die freiwilligen Helfer der Gruppe »Train of Hope«, die sich in Schönefeld um ankommende Flüchtlinge kümmern, sehen das ein wenig anderes. Für sie ist der aktuelle Rückgang der Flüchtlingszahlen eher Folge der Abweisung an der deutsch-österreichische Grenze. Auch wegen der Grenzschließungen auf der Balkanroute säßen viele Menschen »unter menschenunwürdigen und rechtswidrigen Umständen dort fest«. Weniger Menschen kämen zudem, weil die Türkei dank »finanzieller Zusagen Fluchtwege schließt oder auch rechtswidrig Menschen einfach abschiebt«.

Am Sonntag trafen 147 und am Montag 168 Flüchtlinge in Schönefeld ein. Jeweils zwei Drittel der Ankommenden waren nach Angaben von Helfern Frauen und Kinder. Betreut seien sie lediglich von einem Dutzend freiwilliger Helfer, Notfallmedizinern einigen Übersetzern vom Berliner LAGeSo worden. Denn auch Feuerwehr und Polizei hätten inzwischen ihre Präsenz verringert.

Die Aktivisten sehen die Gefahr, dass sich die unklaren Rahmenbedingungen schnell ändern und jederzeit wieder mehr Flüchtlinge ankommen. Da niemand wisse, wie viele Flüchtlinge wann erwartet werden und wie viele davon etwa medizinische Betreuung benötigen, könnte auf einmal viel zu wenige Kräfte vor Ort sein.

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