Ein Wochenende der Superlative
Der Super Bowl wird 50. Zum Finale der National Football League werden in den USA Rekordsummen umgesetzt
Santa Clara. Tief in die Tasche greifen musste 1967 niemand. Ganze zwölf Dollar kostete damals der teuerste Platz beim ersten Super Bowl im altehrwürdigen Los Angeles Memorial Coliseum, dafür bekommen die Fans bei der 50. Auflage des Footballspektakels höchstens das Programmheft. Ein billiges Vergnügen ist das Finale der US-Profiliga NFL längst nicht mehr - das gilt für alle Beteiligten.
Das Jubiläum steht an, es ist fast nichts mehr wie vor knapp 50 Jahren. Elf Kameras wurden damals für die Liveübertragung aufgebaut, am Sonntag setzt CBS 70 ein. Wie sehr sich das Finale der US-Profiliga NFL allein in den Medien entwickelt hat, zeigen die Preise für Werbung. 37 500 Dollar kostete ein 30-sekündiger Spot beim Super Bowl I, am Sonntag (0.30 Uhr/Sat.1) sind 4,8 Millionen fällig.
Die Erklärung für die astronomische Summe ist einfach: Der Super Bowl gehört nach wie vor zu den TV-Events mit der größten Anziehungskraft. Vor einem Jahr lockte das Endspiel im Schnitt 114,4 Millionen Amerikaner vor den Fernseher, so viele wie nie zuvor. Weltweit ist fast eine Milliarde Zuschauer dabei, wenn die Denver Broncos und die Carolina Panthers in Santa Clara/Florida im Stadion der San Francisco 49ers um die Vince Lombardi Trophy spielen.
In den sportverrückten USA steht das wichtigste Wochenende des Jahres an. Es gibt im ganzen Land Super-Bowl-Partys, wie immer wird gegrillt und haufenweise Ungesundes vertilgt. Und auch hier sind die Dimensionen enorm. 1,3 Milliarden Chicken Wings und 120 000 Hektoliter Bier gehen durch die Kehlen, aus 60 000 Tonnen Avocados wird Guacamole-Dip gemacht. Aufgehäuft auf einem kompletten Spielfeld wäre der Berg aus Früchten zwölf Meter hoch.
Aber nicht nur bei Lebensmitteln wird in den Shopping Malls ordentlich hingelangt. Das Spiel der Spiele nehmen viele Amerikaner zum Anlass, sich einen neuen Fernseher anzuschaffen. Geschätzt 8,7 Millionen Geräte werden in diesem Jahr für den besonderen Anlass angeschafft.
Auf dem Bildschirm gibt es mehr als nur Football. Lady Gaga singt vor dem Kickoff die Nationalhymne, bei der Halbzeitshow gehen die englische Band Coldplay und US-Goldkehlchen Beyoncé auf die Bühne. Eigens dafür wird im Levi’s Stadium von einer Großzahl an Helfern in Windeseile eine riesige Bühne errichtet. Auch hier war der Aufwand 1967 etwas kleiner. Al Hirt stand in der Pause allein mit seiner Trompete auf dem Feld. Zwei Blaskapellen spielten auch noch auf.
61 946 Zuschauer lauschten Hirt im Stadion, nie wieder war ein Super Bowl so schlecht besucht. 103 985 Besucher waren es 1980 beim Rekord im Rose Bowl von Pasadena. Beim Jubiläum am Sonntag werden etwa 75 000 Fans hautnah dabei sein. Und das Highlight hat seinen Preis: Das billigste Ticket im Oberrang kostet 2999 Dollar, direkt am Spielfeldrand auf Höhe der Mittellinie werden bis zu 18 000 Dollar aufgerufen.
Im Gegensatz zum Publikum profitieren die Spieler von der finanziellen Explosion. 15 000 Dollar bekam jeder Profi der siegreichen Green Bay Packers bei der Premiere in Los Angeles. Jeder einzelne Sieger des Duells zwischen den Broncos und den favorisierten Panthers steckt knapp 100 000 ein. SID/nd
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