Karneval der rechten Propaganda

Fremdenfeindliche Motivwagen bei Aufzügen in Wasungen und Steinkirchen sorgen für Kritik

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.

Karneval soll in erster Linie lustig sein. Seit jeher werden die zahlreichen Festumzüge auch dafür genutzt, um Kritik an der herrschenden Politik zu üben. In den meisten Fällen wachen Kommissionen darüber, damit aus Spott und Häme keine Provokation jenseits der Gürtellinie wird. Doch Humor ist in einigen Fällen manchmal wohl der völlig falsche Begriff.

In Wasungen (Thüringen) outeten sich einige Narren am Wochenende indes wohl eher als Rassisten mit zweifelhaftem Humor. Auf einem als riesige Lokomotive dekorierten Festwagen stand »Balkan-Express«, begleitet wurde der auf die europäische Flüchtlingspolitik anspielende Motivwagen von einer Gruppe in Heuschreckenkostümen. Weiterhin war auf der Lok zu lesen: »Die Plage kommt«, womit im übertragenen Sinne die die Hunderttausenden Geflüchteter sein sollen, die über die sogenannte Balkanroute Richtung Mitteleuropa ziehen.

Unter den Jecken stößt der Motivwagen auf Kritik. Als mindestens grenzwertig sieht ihn der Präsident des Landesverbandes Thüringer Karnevalsvereine, Michael Danz. »Wir werden uns das nun in aller Ruhe anschauen und mit der Zuggruppe sprechen, wie sie das gemeint hat«, so Danz gegenüber der dpa. Als hätte es der Karnevalsvorsitzende in den vergangenen Wochen bereits geahnt, hatte er wiederholt darauf hingewiesen, dass die Narren in ihrer Freiheit auch Grenzen kennen müssen, etwa wenn es um Rassismus geht. Auf kritische Nachfrage des MDR erklärten die verantwortlichen Karnevalisten übrigens, sie würden Flüchtlinge nicht als Plage ansehen. Wem allerdings dann?

Mindestens fragwürdig war dann allerdings auch, was die Karnevalisten beim Umzug in Erfurt präsentierten: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), bekleidet mit einer Burka an einer Schmiedebank, an der sie mit einer Bratpfanne steht, die die Aufschrift »Mit Schaffenskraft« ziert. Motive, wie man sie sonst eher von Pegida-Aufmärschen kennt, wo das Burka-Merkel-Motiv längst zum Standardrepertoire der rassistischen Bewegung gehört.

Im Netz machten inzwischen ebenfalls Aufnahmen des Festumzuges in Steinkirchen (Bayern, Landkreis Pfaffenhofen) die Runde. Die fremdenfeindliche Botschaft auf einem als Panzer dekorierten Festwagen war wohl kaum zu übersehen: »Asylpaket III« stand als Schriftzug auf der einen Seite zu lesen. Auf der anderen die klare rechte Parole: »Ilmtaler Asylabwehr«. Sollte dieser Aufzug satirisch gemeint sein, müssten die während des Aufzugs auf dem Papppanzer sitzenden Jugendlichen noch einiges lernen. Solche Form von Humor tritt nach unten und trifft immer die Falschen. Während beinahe täglich Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland brennen, sind solche Anspielungen umso heftigerer Zündstoff.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes haben wir fälschlicherweise geschrieben, der Umzug mit dem Panzer habe in Thüringen stattgefunden.

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