Werbung

Das Ende der Gratistüten ab April

Die kostenlose Plastiktüte wird zum Auslaufmodell

  • Lesedauer: 3 Min.
Zum Vermeiden von Kunststoffmüll sollen Kunden beim Einkaufen im deutschen Einzelhandel nicht mehr so viele Tragetaschen aus Polyethylen oder Polypropylen gratis angeboten bekommen. Zunächst sollen vom 1. April 2016 an 60 Prozent der Plastiktüten etwas kosten.

Nach Angaben des Umweltbundesamts gelangen trotz eines guten Abfall- und Recyclingsystems in Deutschland regelmäßig Plastiktüten in die Natur. Vor allem für Meereslebewesen könne dies gefährlich sein, wenn Partikel Mägen verstopfen und Tiere dadurch verhungern. Freigesetzt werden können auch Zusatzstoffe wie Weichmacher.

Was plant der Einzelhandel?

Schritt für Schritt sollen die kostenlosen Plastiktüten aus dem Handel verschwinden. Das sieht eine geplante freiwillige Vereinbarung des Handelsverbandes Deutschland (HDE) und des Bundesumweltministeriums vor, der sich zahlreiche Handelsunternehmen anschließen wollen. Ausgenommen sind extrem dünne Plastiktüten, wie sie etwa für Obst, Gemüse oder Wurstwaren benutzt werden.

Was folgt für Verbraucher?

Die kostenlose Plastiktüte an der Kasse wird zum Auslaufmodell. Bereits beim Inkrafttreten der Vereinbarung am 1. April 2016 werden laut HDE rund 60 Prozent der Tüten im Handel nur noch gegen ein Entgelt abgegeben werden. Nach den Supermärkten lassen sich inzwischen auch Elektronikketten, Warenhäuser und Textildiscounter immer häufiger die Kunststofftüten bezahlen oder planen diesen Schritt in nächster Zeit. Innerhalb von zwei Jahren sollen laut HDE sogar mindestens 80 Prozent der Plastiktüten kostenpflichtig sein.

Muss ich also künftig beim Kauf eines teuren Mantels auch noch Geld für eine Tüte drauflegen?

Wohl nicht in allen Fällen. Vielen Bekleidungshändlern ist bewusst, dass solch ein Schritt bei etlichen Verbrauchern Kopfschütteln auslösen würde. Sie haben längst einen Ausweg gefunden. Viele Textilhändler haben inzwischen auf Papiertüten umgestellt. Die oft aufwendig lackierten Tüten fallen nicht unter die Plastiktütenregelung. Dabei weisen Umweltschützer darauf hin, dass die Papiertüten nicht automatisch ökologisch vorteilhafter sind als eine Kunststofftüte und oft sogar eine viel schlechtere Energiebilanz aufweisen.

Was kosten die Plastiktüten künftig?

Das entscheidet jedes Geschäft selbst. Denn einheitliche Vorgaben durch den HDE würden gegen das Kartellrecht verstoßen. Der Warenhauskonzern Karstadt etwa will für Einwegtragetaschen bereits ab 1. März 2016 eine größenabhängige Gebühr von 5, 10, 20 oder 30 Cent erheben.

Was ist der Grund für die plötzliche Aktivität?

Auslöser ist eine EU-Richtlinie von 2015. Sie sieht vor, dass der Verbrauch der als umweltschädlich geltenden Plastiktüten in der EU bis Ende 2025 von derzeit bis zu 200 Stück pro Kopf auf unter 40 sinken soll. Deutschland ist hier allerdings mit einem Verbrauch von 71 Tüten pro Kopf schon heute ein ganzes Stück weiter als der EU-Durchschnitt. Noch vorbildlicher sind allerdings die Iren und Luxemburger, die pro Jahr mit nur 20 Plastiktüten pro Kopf auskommen.

Was ist das generelle Problem mit Plastiktüten?

Plastiktüten stehen deswegen in der Kritik, weil sie sich in der Natur praktisch nicht zersetzen. Kleinteile der Plastiktüten werden von Seetieren wie Fischen oder von Vögeln gefressen. dpa/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal