Hartz IV bis zur Rente

Fabian Lambeck über ein Phänomen im Schatten des deutschen Jobwunders

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 1 Min.

In Ostdeutschland ist die Erwerbstätigkeit rückläufig, das ergaben jüngst Untersuchungen des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle. Trotzdem nahm die Arbeitslosigkeit in den neuen Ländern offiziell nicht spürbar zu. Ein beschäftigungspolitisches Wunder? Keinesfalls. Im Osten sinkt das Erwerbspersonenpotenzial. Das heißt, der demografische Wandel zeigt sich immer deutlicher. In vielen Regionen gibt es kaum noch junge Leute und generell weniger Menschen im erwerbfähigen Alter. Denn am anderen Ende der Altersskala wechseln viele in die Rente. Dabei trifft es zunehmend jene, die seit der Wende nie wieder richtig Fuß auf dem ersten Arbeitsmarkt fassten.

Eine aktuelle Untersuchung des Instituts Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen zeigt, dass die Gruppe der Hartz-IV-Bezieher, die aus dem Leistungsbezug in die Rente wechselt, sehr groß sein muss. Unauffällig verschwinden die schwer vermittelbaren Problemfälle so im Rentensystem. Auch weil Menschen, die älter als 58 sind, aus der Statistik gestrichen werden. Da viele der Betroffenen in den vergangenen 25 Jahren kaum etwas in die Rentenkasse einzahlen konnten, verlagert sich das Problem: Statt Hartz IV gibt es nun Grundsicherung im Alter. Statt Armut per Gesetz nun also Altersarmut. Das deutsche Jobwunder geht an vielen älteren Arbeitnehmern vorbei. Und keiner merkt’s, weil die Statistik politisch gewollte blinde Flecken hat.

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