Verbund für besseres Deutsch

Bildungsrauschen

  • Lena Tietgen
  • Lesedauer: 2 Min.

2011 gab das Berliner Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft (ZAS) das »Memorandum für einen Berliner interdisziplinären Forschungs- und Anwendungsverbund für den Erwerb des Deutschen als Zweitsprache« heraus. In dem Memorandum wird vor allem die außerordentliche Bedeutung einer gezielten Sprachförderung beim Erwerb des Deutschen als Zweitsprache für Vor- und Grundschulkinder betont.

Dieser Initiative folgte eine zunächst auf drei Jahre begrenzte Förderung des Berliner Senats zur Gründung des Berliner Interdisziplinären Verbunds für Mehrsprachigkeit (BIVEM). Zu dessen Aufgaben gehören sowohl die Grundlagenforschung zur Mehrsprachigkeit im Vor- und Grundschulalter als auch die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnis in die Praxis. Unter Führung des ZAS sammelten sich in diesem Verbund neben Hochschulen und Universitäten auch der Grundschulverband, das Zentrum für angewandte Psycho- und Patholinguistik, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, das bundesweite Netzwerk Sprache, Variation und Migration, der Arbeitskreis Neue Erziehung. 2014 verlängerte der Berliner Senat die Förderung bis zum 30. September 2016.

Neben der Entwicklung von Fortbildungsmodulen und Qualifizierungskonzepten für Pädagogen bietet der BIVEM Elternberatungen, Workshops, Fortbildungen, Seminare und Informationsveranstaltungen an. Zudem gibt es eine Reihe an Veröffentlichungen, beispielsweise das Buch »Das mehrsprachige Klassenzimmer«. Dieses bietet einen Überblick über die 28 meistgesprochenen Sprachen an Deutschlands Schulen, einschließlich der jeweiligen typischen Schwierigkeiten beim Erlernen der deutschen Sprache.

Für die Praxis interessant ist eine Studie des BIVEM, in der die sogenannte additive Methode (Sprachvermittlung durch Einzel- oder Gruppenunterricht) mit der alltagsintegrativen Methode (Lernen durch Spiel, täglichen Dialog, Projektarbeit) verglichen wird. Bei der Wortbildung unterscheiden sich beide Methoden nicht, beim Erwerb des Wortschatzes schneidet die alltagsintegrierte Methode aber besser ab. Gerade im Hinblick auf die narrativen (»erzählenden«) Fähigkeiten der Kinder sei das Ergebnis von Bedeutung, da diese die Teilhabe an der Gesellschaft garantierten.

Tatsächlich stellte sich eine Korrelation zwischen dem Wortschatz und der Fähigkeit zur Narration heraus. »Je besser die Kinder beim Benennen von Nomen und Verben waren, desto öfter produzierten sie auch narrative Strukturen«, heißt es auf zas.gwz-berlin.de. Man vermutet, dass die über den Tag einfließende gezielte Förderung durch geschulte Pädagogen zu einem größeren Wortschatz führte als die Methode des gezielten Unterrichtens. Folglich spricht der Bericht von einer »Überlegenheit« der alltagsintegrierten Methode. Da diese besondere Anforderungen an die Pädagogen stelle, empfahl man, in gezielte Aus- und Fortbildungen zu investieren. Lena Tietgen

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