Prozess gegen früheren KZ-Sanitäter in Neubrandenburg ausgesetzt

Richter ordnet umfassende gesundheitliche Untersuchung des 95-Jährigen an / Angeklagter war SS-Angehöriger

  • Lesedauer: 2 Min.
Vom Eergebnis der ärztlichen Untersuchung hängt der weitere Prozessverlauf ab - einem ehemalichen SS-Angehörigen aus einem Dorf bei Neubrandenburg wird Beihilfe zum Mord in über 3500 Fällen vorgeworfen.

Neubrandenburg. Der Prozess gegen einen 95-jährigen ehemaligen SS-Sanitäter in Neubrandenburg ist vorerst ausgesetzt worden. Nachdem der Angeklagte am Montag wegen gesundheitlicher Probleme erneut nicht vor dem Landgericht erschienen war, ordnete der Vorsitzende Richter Klaus Kabisch eine umfassende internistische und kardiologische Untersuchung des Mannes in einer Klinik an. Das bestätigte das Landgericht auf Anfrage des Evangelischen Pressedienst. Vom Ergebnis der Untersuchung hängt demnach der weitere Prozessverlauf ab.

Der Mann aus einem Dorf bei Neubrandenburg war wegen seines angeschlagenen Gesundheitszustands bereits zum ersten Termin vor zwei Wochen nicht erschienen. Dem Angeklagten, der als SS-Sanitäter im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau gearbeitet haben soll, wird Beihilfe zum Mord in mindestens 3681 Fällen vorgeworfen. Er soll 1944 durch seine Tätigkeit dazu beigetragen haben, dass SS-Angehörige im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau handlungsfähig waren und die Massenvernichtung von Deportierten ausführen konnten.

Im Sommer 1944 war er für mehrere Wochen in der Sanitätsstaffel im KZ Auschwitz-Birkenau tätig. In diesem Zeitraum kamen laut Anklage mehrere Züge mit Häftlingen an, die in den Gaskammern umgebracht wurden. Von Mai bis Juli 1944 wurden allein rund 438.000 ungarische Juden nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet. Im Falle einer Verurteilung drohen dem Mann drei bis 15 Jahre Haft. Der Verteidiger bestreitet eine Schuld seines Mandanten. Dieser habe im Sanitätsdienst 1944 nur Soldaten betreut. epd/nd

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