Sanders gibt trotz Niederlagen nicht auf

Hillary Clinton setzt sich am kleinen »Super-Dienstag« in allen fünf Vorwahlen gegen Bernie Sanders durch / Marco Rubio steigt aus Präsidentschaftsrennen bei den Republikanern aus / Donald Trump gewinnt vier von fünf Staaten

  • Max Böhnel
  • Lesedauer: 3 Min.
Nach dem zweiten Super-Dienstag in fünf USA-Bundesstaaten haben sich bei den parteiinternen Wahlen um die Kandidaturen für das Weisse Haus die Reihen weiter gelichtet. Kaum mehr einholbar haben sich Hillary Clinton bei den Demokraten und Donald Trump bei den Republikanern an die Spitze gesetzt. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das Rennen um das höchste politische Amt in den USA zwischen beiden ausgetragen werden.

Enttäuschend gingen die Vorwahlen für den demokratischen Sozialisten Bernie Sanders aus. Denn er musste sich trotz seiner rasanten Aufholjagd auf Clinton, die in den vergangenen Tagen ein Überholmanöver befürchten musste, mit Platz zwei bescheiden. In allen fünf Vorwahlstaaten blieb er hinter ihr: In Florida um ganze dreissig Prozentpunkte, in Ohio und North Carolina jeweils um 14 Prozent und in Illinois immerhin in Reichweite. Selbst Missouri, das laut Umfrageprognosen zu Sanders tendierte, fiel mit einer hauchdünnen Mehrheit letztendlich an Clinton. Sie erhielt insgesamt rund eine Million Stimmen mehr als Sanders. Insgesamt hat sie damit 17 von 26 Staaten gewonnen. Bei den Delegierten, die auf dem Parteitag im Juli ihr Votum abgeben, führt sie mit 1094 Stimmen vor 774 Stimmen für Sanders.

Allerdings kommen sogenannte »Super-Delegierte« hinzu, die als Parteifunktionäre mit grosser Mehrheit für Clinton stimmen werden. »Wir haben unseren Vorsprung auf rund 300 Delegiertenstimmen ausgebaut«, sagte Clinton nach ihren Erfolgen vor Anhängern in West Palm Beach in Florida. »Wir kommen der Kandidatur immer näher.« Sie habe mehr Unterstützer als jeder anderer Bewerber - egal, ob bei Demokraten oder Republikanern. »Das ist ein weiterer Super Tuesday für unsere Kampagne.«

Sanders ging dagegen in einer Rede in Phoenix im Bundesstaat Arizona auf die Wahlergebnisse nicht ein und bekräftigte vor 7000 Anhängern, dass er weiter an seiner Bewerbung festhalte. »Der Grund, das wir uns so gut gehalten und alle Erwartungen übertroffen haben, liegt darin, dass wir in der amerikanischen Politik etwas sehr Radikales tun«, sagte Sanders, »denn wir sagen die Wahrheit«.

Bei den Republikanern setzte sich Donald Trump in Florida, Illinois, North Carolina und Missouri durch. Der Sieg des rechten Pöblers veranlasste seinen glücklosen Mitkandidaten und Florida-Senator Marco Rubio zum sofortigen Rückzug von den Wahlen. Damit bleiben nur noch der erzkonservative Senator Ted Cruz und der vergleichsweise »moderate« Gouverneur von Ohio John Kasich als Kontrahenden von Trump. Kasich, der Trump seinen Heimatstaat Ohio als einziger abtrotzen konnte, gilt als letzter Hoffnungsträger des Republikaner-Establishments gegen Trump. Insgesamt gewann Trump damit in 20 von 29 Bundesstaaten, Cruz in sieben und Kasich in einem Staat. Trump warb um Einigkeit bei den Republikanern. »Wir müssen unsere Partei zusammenführen«, sagte er vor Anhängern. Als Gewinner in Florida erhielt er sämtliche 99 Delegiertenstimmen, die in dem Bundesstaat auf dem Spiel standen.

In den kommenden Wochen den Karren herumzuwerfen, ist für die Herausforderer der führenden Kandidaten kaum noch möglich. Am kommenden Dienstag stimmen die Bundesstaaten Arizona und Utah ab. Am 19. April wird im bevölkerungsreichen Staat New York gewählt.

Wie sich die demokratischen Sozialisten gegenüber Clinton positionieren werden, die inzwischen uneinholbar führt, mochten Sanders-Berater am Wahlabend nach der Bekanntgabe der Ergebnisse nicht eindeutig beantworten. Besonders schmerzhaft ist für sie jedenfalls die deutliche Niederlage in Ohio. Denn in den grossen Bundesstaat, der stark unter der wirtschaftlichen Globalisierung leidet, hatten die Sanders-Wahlkämpfer viel Zeit und Geld gesteckt. Aber ihre Kritik an den Freihandelsverträgen, die Clinton unterstützt hatte und die zum wirtschaftlichen Niedergang der Region beitrugen, kam bei den Wählern offenbar nicht richtig an.
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