Polizeigewalt gegen Flüchtlingsfamilie

Im nordrhein-westfälischen Warburg eskalierte ein polizeilicher Einsatz in einer Flüchtlingsunterkunft

  • Lesedauer: 2 Min.

Warburg. In einer Flüchtlingsunterkunft im nordrhein-westfälischen Warburg ist offenbar ein Einsatz der Polizei eskaliert. Am 9. März soll es in dem kommunalen Flüchtlingsheim zwischen drei Polizisten und Bewohnern zu verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen gekommen sein, wie die Staatsanwaltschaft Paderborn und die Polizei Bielefeld am Freitag mitteilten. Die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren ein. Dabei werde geprüft, ob sich die am Einsatz beteiligten Polizisten strafbar gemacht haben. Die polizeilichen strafrechtlichen Ermittlungen wurden am Freitag auf das Polizeipräsidium Bielefeld übertragen.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft waren die Polizisten von der Stadt Warburg angefordert worden, weil es bei einem geplanten Umzug von Bewohnern in eine andere Unterkunft zu Schwierigkeiten gekommen sei. Nach Informationen des WDR, der als erstes über den Fall berichtete, sollte eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern aus Syrien zwangsweise in eine andere Unterkunft gebracht werden.

Videomaterial, das dem WDR-Magazin »Westpol« vorliegt, zeigt Drohungen und einen Einsatz von Gewalt durch die Polizisten. Auf dem Video-Material ist zu sehen und zu hören, wie ein Polizist der syrischen Flüchtlingsfrau mit den Worten droht: »Wenn sie nicht mitkommt, leg ich sie in Ketten und zerre sie raus. Ist mir scheißegal.« Außerdem sagte der Beamte: »Ich bin auch nicht ihr Freund (…), ist mir auch scheißegal, ob da ein Kind ist, das packe ich auch in Ketten.« Sie seien »Gast in meinem Land«; das heiße: »Ich sage, was läuft. Wer das Gastrecht missbraucht, der kann nach Hause gehen.«

Zu sehen sei ebenfalls, dass ein Polizeibeamter den zwölfjährigen Sohn gewaltsam festhalte und ein anderer die Mutter zu Boden stoße. Die Vorfälle während des Polizeieinsatzes hätten mehrere Augenzeugen dem WDR-Magazin bestätigt.

Hintergrund des Einsatzes war dem Medienbericht zufolge, dass die alleinerziehende Mutter zuvor sexuelle Belästigungen in der Einrichtung durch Mitbewohner beklagt habe. Als Reaktion darauf habe die Stadt entschieden, die Familie zu verlegen. Der mutmaßliche Täter blieb nach WDR-Recherchen dagegen in der Einrichtung. epd/nd

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