Feiertage nicht mehr herschenken

  • Lesedauer: 2 Min.
Fällt ein Feiertag auf einen Sonntag, freut sich der Unternehmer und die Beschäftigten ärgern sich. In einigen Ländern ist das anders. Dort werden die entgangenen freien Tage nachgeholt.

Berlin. Wenn ein Feiertag auf einen Sonntag fällt, sollten Arbeitnehmer ihn künftig nachholen dürfen - dafür haben Politiker von Linken und Grünen am Wochenende geworben. In anderen europäischen Ländern ist das üblich. Doch in Deutschland stieß der Vorschlag umgehend auf Widerstand.

Ausgerechnet der Tag der Arbeit am 1. Mai fällt dieses Jahr auf einen Sonntag. Die Arbeitnehmer haben deshalb einen Feiertag weniger. »Es kann nicht sein, dass den Arbeitgebern regelmäßig zusätzliche Arbeitstage geschenkt werden, die eigentlich als bezahlte Feiertage den Beschäftigten zustehen«, sagte Sabine Zimmermann von der Linken der »Saarbrücker Zeitung« vom Samstag.

Vor allem das Nachholen des 1. Mai als freiem Tag sei wünschenswert, sagte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen, Beate Müller-Gemmeke, der »Saarbrücker Zeitung«. Ihre Begründung: »Das hätte Charme. Dann haben Beschäftigte zum einen Zeit für die Kundgebung am Sonntag und können am freien Montag ihre Zeit der Familie widmen.«

In der SPD ist das Meinungsbild nicht so eindeutig. Die SPD-Arbeitsmarktpolitikerin Katja Mast sagte der Zeitung: »Das wäre natürlich ein Zeichen zur Entlastung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.« Eine Sprecherin des von ihrer Parteifreundin Andrea Nahles geführten Bundesarbeitsministeriums erklärte auf Anfrage: »Uns sind dazu keine Pläne bekannt.« Der rechtspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Sven Kohlmeier, reagierte im Kurznachrichtendienst Twitter ironisch: »Feiertage nachholen am nächsten Werktag? Ich will auch Sonntage nachholen, und Samstage und Geburtstage! dümmergehtimmer«.

Auch die Arbeitgeber quittierten den Vorschlag mit wenig Enthusiasmus. »Bei der Gesamtzahl der arbeitsfreien Tage durch Urlaub und Feiertage belegt Deutschland ohnehin einen Spitzenplatz im internationalen Vergleich«, sagte ein Sprecher des Arbeitgeberverbandes BDA. Falle ein Feiertag zufällig auf einen Sonntag, hätten alle interessierten Beschäftigten die Möglichkeit den jeweiligen Anlass würdig zu begehen. Für eine Verschiebung auf einen Werktag gebe es daher keinen Grund.

Noch etwas drastischer drückte es der stellvertretende Vorsitzende der Union-Bundestagsfraktion, Michael Fuchs, aus. Er sagte: »Ich halte das für Blödsinn.« Die Deutschen hätten so viele Feiertage. »Wenn dann mal einer auf das Wochenende fällt, ist das bei durchschnittlich 30 Urlaubstagen im Jahr sicherlich zu verkraften.« Der hessische Landtagsabgeordnete Hartmut Honka (CDU) konstatiert angesichts der Debatte bei Twitter: »Unsere Gesellschaft hat wohl keine echten Probleme mehr.«

In vielen Ländern - darunter auch Belgien, Spanien und Großbritannien - werden Feiertage, die an einem Wochenende liegen, am darauffolgenden Werktag nachgeholt. In Deutschland fallen dieses Jahr zwei kalendarisch fest gebundene Feiertage auf ein Wochenende: der 1. Mai und der 25. Dezember. AFP/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.