BER hebt wohl auch 2017 nicht ab

Regierender Bürgermeister Michael Müller deutet weitere Verschiebung der Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens an

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens wird möglicherweise zum fünften Mal verschoben. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte am Donnerstag im Abgeordnetenhaus, »dass ich mit dem heutigen Stand auch nicht mehr ausschließen kann, dass wir mit der Eröffnung im Jahr 2018 landen«.

Müller führt den Flughafen-Aufsichtsrat. »Ich will Ende 2017 fliegen«, bekräftigte er das bestehende Ziel. Lange Genehmigungsfristen beim Brandschutz-Umbau im Terminal machten ihn jedoch skeptisch. Es werde von Tag zu Tag schwieriger, den Termin zu halten, sagte Müller.

Die Eröffnung des drittgrößten deutschen Flughafens wurde wegen Technikproblemen, Planungsfehlern und Baumängeln seit Baubeginn 2006 bereits vier Mal verschoben. Eigentlich sollte der Neubau in der brandenburgischen Gemeinde Schönefeld südöstlich von Berlin im Jahr 2011 in Betrieb gehen. Die neuen Terminprobleme gibt es, weil ein Terminalgeschoss am Übergang zum unterirdischen Bahnhof bisher im Brandfall nicht ausreichend entraucht werden kann. Die Verantwortlichen hatten das Problem lange Zeit nicht beachtet.

Müller erhöhte nun den Druck auf den zuständigen Landkreis Dahme-Spreewald, der die Baugenehmigung erteilt. Nicht nur die Flughafengesellschaft, auch die Genehmigungsbehörde sei verantwortlich, sagte er. »Aus eigener Kraft können wir nicht mehr direkt beschleunigen.« Man sei abhängig von Behörden.

Der zuständige Landrat Stephan Loge bestätigte, dass sich die Genehmigung für einen Teilbereich der Entrauchungsanlage verzögern werde. Ähnlich hatte sich der SPD-Politiker am Vortag im RBB geäußert. Der Eröffnungstermin sei aber einzig und allein Sache der Flughafengesellschaft, betonte Loge am Donnerstag.

Müller sagte: »Wenn sich das erhärtet, was Herr Loge gestern über die Öffentlichkeit noch mal mitgeteilt hat, dass weitere Szenarien durchzuspielen, durchzuarbeiten sind, dass Möglichkeiten, vorfristig zu entscheiden, nicht genutzt werden, dann sage ich, bin ich für diesen Zeitplan skeptisch.« Das Wort »skeptisch« nutzte Müller in seinen Antworten auf drei Fragen von Abgeordneten zum Flughafen-Terminplan drei Mal.

Das Brandschutzproblem betrifft den umfangreichen fünften Nachtrag zur Baugenehmigung. Mit dessen Genehmigung sei »nicht vor Juli/August 2016« zu rechnen, sagte Flughafen-Geschäftsführer Karsten Mühlenfeld dem »Tagesspiegel« (Donnerstag). Er fügte hinzu, »dass die Bauarbeiten bis August auch ohne diese Genehmigung fortgesetzt werden können«.

Erst mit dieser Genehmigung wird klar, welche Umbauten im Terminal noch möglich sind. Nach dem mehrfach überarbeiteten Zeitplan will Mühlenfeld die Bauarbeiten jedoch spätestens im Spätsommer abschließen.

Wenn es brennt, müssen die Räume und Gänge im Terminal bis zu einer Höhe von 2,50 Meter rauchfrei bleiben, damit Menschen sicher flüchten können. Bisher fehlt jedoch der Nachweis, dass das auch im Geschoss über dem Flughafenbahnhof gelingt, wenn unten bis zu fünf Züge gleichzeitig ein- und ausfahren. Diese Zahl wird jedoch zum Start des Flughafens möglicherweise noch nicht erreicht. Müller sagte zu Gesprächen dazu mit der Bahn und auf Bundesebene: »Es ist zumindest eine Offenheit auch da, diese verhärtete Situation aufzulösen und auch vorhandene Entscheidungsspielräume zu nutzen.« dpa/nd

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