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Verkehrssenatorin träumt von dritter Startbahn am BER

SPD-Landtagsabgeordneter und Linke-Bundestagsabgeordneter lehnen Aufweichung des Nachtflugverbots in Schönefeld ab

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.
Soll auch nachts Betrieb sein am Flughafen BER? Bisher finden da nur Wartungsarbeiten statt.
Soll auch nachts Betrieb sein am Flughafen BER? Bisher finden da nur Wartungsarbeiten statt.

Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) hat sich für eine dritte Start- und Landebahn am Hauptstadtflughafen BER in Schönefeld ausgesprochen. Konkrete Pläne gebe es allerdings nicht. Das sei Zukunftsmusik. Geäußert hatte Bonde ihre Meinung am Montag bei einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer.

Am Dienstag erklärte Bonde, um das erklärte Ziel von 40 Millionen Fluggästen erreichen zu können, benötige der BER ein neues Terminal und eine zusätzliche Start- und Landebahn mit weniger Beschränkungen beim Lärmschutz. »Jetzt schnappt die Berliner Verkehrssenatorin völlig über und fordert allen Ernstes eine dritte Start- und Landebahn und die Aufweichung des Nachtflugverbotes für einen Flughafen, der in Brandenburg liegt«, reagierte der Brandenburger Bundestagsabgeordnete Christian Görke (Linke) noch am Montagabend. Abgesehen davon, dass das Nachtflugverbot höchstrichterlich festgestellt sei, müsse man die Senatorin fragen, »ob sie noch alle Tassen im Schrank hat«. Es fehle nur noch, dass die verlangte zusätzliche Startbahn mit den Träumereien begründet werde, dass Berlin die Olympischen Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 ausrichten darf.

Die Fakten sind dem Abgeordneten Görke zufolge eindeutig: Vor der Corona-Pandemie flogen jährlich 35 Millionen Passagiere von den damaligen Airports Schönefeld und Berlin-Tegel ab beziehungsweise landeten dort. Der im Oktober 2020 eröffnete Flughafen BER habe jetzt höchstens 25 Millionen Passagiere. Wie man angesichts dessen eine zusätzliche Startbahn fordern könne, »bleibt mir ein Geheimnis«, erklärte Görke.

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Ähnlich äußerte sich am Dienstag der Landtagsabgeordnete Ludwig Scheetz (SPD). »Wer jetzt eine dritte Start- und Landebahn fordert, ignoriert die Realität am BER – und nimmt in Kauf, dass die Belastungen für die Menschen in Brandenburg weiter steigen. Eine zusätzliche Start- und Landebahn ist aktuell überhaupt nicht nötig«, sagte er. Scheetz kritisierte, dass aus Berlin regelmäßig neue Forderungen erhoben werden, ohne die Folgen für das Brandenburger Umland ernsthaft mitzudenken. »Berlin profitiert vom Flughafen, aber die Lärm- und Verkehrsbelastung tragen vor allem die Anwohnerinnen und Anwohner in Brandenburg.« Auch stellte Scheetz klar, dass es mit der SPD-Landtagsfraktion keine Aufweichung beim Nachtflugverbot geben werde.

Am BER herrscht ein Nachtflugverbot von 0 bis 5 Uhr. Im Jahr 2012 hatten 106 000 Brandenburger ein Volksbegehren unterschrieben, das forderte, die Nachtruhe der Anwohner des damals noch im Bau befindlichen Flughafens auf die Zeit von 22 bis 6 Uhr auszudehnen. Die damals regierende rot-rote Koalition von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) nahm sich des Anliegens an. Es gelang ihr allerdings nicht, den Bund und das Land Berlin davon zu überzeugen. Der Bund und die Länder Berlin und Brandenburg sind Eigentümer des Flughafens.

Im Juli hatte Airportchefin Aletta von Massenbach Verständnis für den Unmut von Fluggesellschaften wie Ryanair geäußert. Sie wollen, um ihre Maschinen optimal auszulasten, die Möglichkeiten ausreizen und auch noch landen dürfen, wenn sie sich beispielsweise wegen Gegenwinds verspäten. Es gehe ja gar nicht darum, dass Ryanair die ganze Nacht hindurch starten und landen wolle, beteuerte von Massenbach. Ob nun aber die Flughafengesellschaft eine Aufweichung des Nachtflugverbots beantragen wolle? Da sei man »noch nicht am Ende der Überlegungen«, sagte von Massenbach.

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