Noch ein Erfolg bis zur Perfektion

Der TTC eastside Berlin steht vor dem Gewinn der Tischtennis-Champions-League, besonders Jungstar Petrissa Solja überzeugt

Noch haben die Tischtennisspielerinnen keine Saisonniederlage erlitten. Das soll zum Anschluss an diesem Freitag auch so bleiben.

Lange hatten die Fußballer des FC Bayern München vom Triple geträumt, doch in der Champions League war mal wieder im Halbfinale Schluss. Eine deutsche Mannschaft kann das Titeltriumvirat aber noch einfahren: die Tischtennisspielerinnen des TTC eastside Berlin. An diesem Freitag treffen sie im Rückspiel der Champions League auf Polens Meister KTS Tarnobrzeg. Ein Sieg und das Triple ist perfekt.

Einen großen Anteil daran hat Petrissa Solja. Obwohl im März erst 22 Jahre alt geworden, ist sie längst die Spitzenspielerin beim TTC und gewann 44 Matches, bei nur 13 Niederlagen. Ganz nebenbei kletterte sie auf Weltranglistenplatz 13, gewann als erste Deutsche Bronze beim World Cup in Japan und besiegte dabei einige olympische Medaillenkandidatinnen. So wurde sie selbst zum Geheimtipp für Rio. »Peti hat ein sehr modernes Spiel. Ihr Stil ist kraftvoll und schnell. So etwas gibt es in Europa kaum, schon gar nicht in ihrem Alter. Dazu ist sie mental stark und sehr fleißig«, lobt ihre Berliner Trainerin Irina Palina.

Die meiste Zeit trainiert Solja mit der Nationalmannschaft in Düsseldorf, nur in Spielwochen wird sie von Palina betreut. Viel trainiert wird dann aber nicht, wenn man schnell mal 3000 Kilometer quer durch Europa reisen muss, wie am Wochenende des Hinspiels Ende April: »Da sind wir am Donnerstag nach Polen, haben da am Freitag 3:2 gewonnen, und sind am Samstag nach Busenbach bei Stuttgart, wo wir noch am Abend ein Bundesligaspiel hatten«, erinnert sich Solja, die in Tarnobrzeg das entscheidende Einzel zum Sieg gewann.

Von Busenbach ging es weiter nach Hövelhof in Nordrhein-Westfalen, wo die Berlinerinnen keine 17 Stunden später das zweite 6:0 folgen ließen.» Bei so einem Pensum ist es um so bemerkenswerter, dass die Berlinerinnen in dieser Saison bislang nicht ein Spiel verloren haben. Hier und da mal ein paar einzelne Matches, aber am Ende ging immer der TTC als Sieger vom Tisch. «Wir sind sehr ausgeglichen besetzt und nicht von einer Starspielerin abhängig. Wenn eine mal einen schlechten Tag hat, springen die anderen für sie ein», sagt Solja. Ein verdienteres Triple dürfte es bei dieser Bilanz jedenfalls kaum geben.

Ein Titel fehlt dazu noch, und zwar «der größte den wir gewinnen können», betont Solja, darauf angesprochen, dass die Champions League in der Vergangenheit sportlich nicht immer die besten Klubs versammeln konnte. Als der TTC 2012 erstmals diesen Europapokal gewann, hatte der deutsche Meister aus Kroppach auf die beschwerlichen Reisen nach Sibirien lieber verzichtet. «Das Niveau hat sich seitdem gesteigert. Wir haben jetzt zwölf Mannschaften dabei, nicht mehr nur sechs», versichert Palina. Viele Klubs sind an der Champions League interessiert, aber die ETTU muss endlich mehr dafür tun. Es muss Preisgelder geben«, fordert Spielertrainerin und Managerin in Personalunion mehr Anreize vom europäischen Tischtennisverband. Derzeit kassier nur der ETTU, sagt sie.

Trotzdem - oder gerade deswegen - will der TTC, der nach dem Rückzug Kroppachs unangefochten die deutsche Nummer eins ist, nach 2014 zum zweiten Mal den Maximalerfolg aus Meisterschaft, Pokal und Champions League gewinnen. Nur mit solchen Titelsammlungen sind die ohnehin wenigen Sponsoren zu halten. Auch mit ihnen im Rücken wäre dieses Berliner Team mit fünf Spielerinnen aus den besten 60 der Weltrangliste kaum zu finanzieren. Solja bekommt ihr Hauptgehalt von der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Da sie im nationalen A-Kader ist, erhält sie zusätzlich Unterstützung der Deutschen Sporthilfe und ihres Ausrüsters. Solja ist Tischtennisprofi, viele gibt es davon nicht in Deutschland.

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