Freier Nahverkehr statt Agrosprit
Robert D. Meyer über die Folgen der Beimischung von Palmöl in den Tank
»Biosprit« - das Wort klingt nach Natur-, Umwelt- und Klimaschutz, also gleich drei positive Ziele in nur einem Produkt vereint. Doch die Wahrheit ist: Was da insbesondere an Palmöl in europäischen Tanks landet, ist eine Sünde für das Weltklima und eine Umweltkatastrophe für Staaten wie Malaysia und Indonesien, wo die tropischen Wälder für den Biosprit weichen. Inzwischen entfällt die Hälfte der EU-Palmölimporte auf die Mineralölindustrie.
Per se ist die Frucht ein Segen: Aus keiner anderen Pflanze lässt sich so viel Öl gewinnen, dagegen sieht selbst der heimische Raps alt aus. Doch ist das pflanzliche Gold, aufgrund seiner extrem beschränkten Anbaugebiete in nur wenigen Ländern, viel zu schade, um es in Form von CO2 in die Luft zu blasen. Deshalb muss der Einsatz von Palmöl wohl überlegt sein, was nicht nur den Einsatz als Spritbeimischung betrifft, sondern sich leicht auf unseren gesamten Konsum ausweiten lässt. Da wo es geht, muss die Industrie auf Palmöl verzichten, auch sollten sich Verbraucher fragen, ob sie beispielsweise jedes Körperpflegeprodukt - ein beliebtes Einsatzfeld für Palmöl - wirklich brauchen. Die EU sollte es als erstes von der Agrospritliste streichen und in einem zweiten Schritt aus Klimaschutzgründen über die radikale Reduktion des Treibstoffverbrauchs nachdenken. Dafür bräuchte es etwa einen kostenlosen Nahverkehr. Der setzt ein völlig andere Industriepolitik voraus.
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