Durchpusten mit »gutem Gefühl«

Bundestrainer Joachim Löw möchte sich nach dem Test gegen Ungarn nicht auf eine Startelf für den EM-Auftakt gegen die Ukraine festlegen

  • Klaus Bergmann und Jens Mende, Gelsenkirchen
  • Lesedauer: 3 Min.
Der letzte Test ist geglückt. Vor dem Turnierstart in Frankreich wird Bundestrainer Löw den Konkurrenzkampf wieder hochfahren.

Mit einem »guten Gefühl« und klaren Aufgaben verabschiedete Joachim Löw seine EM-Spieler in einen letzten Kurzurlaub. Der Bundestrainer selbst wird bis zur Abreise der deutschen Nationalmannschaft am Dienstag nach Frankreich weiter an seiner Europameisterschafts-Taktik feilen, mit der sein Team den vierten EM-Titel nach Deutschland holen soll. »Wir glauben schon an unsere Stärke. Wenn wir das ausspielen und die Mentalität stimmt, haben wir gute Chancen«, sagte Löw selbstbewusst.

Der Weltmeistertrainer weiß: Seine Mannschaft ist eine Woche vor dem EM-Auftakt am kommenden Sonntag gegen die robusten Ukrainer auf einem guten Weg. Die Startelf für den Ernstfall in Lille steht weitgehend. Das 20-Minuten-Comeback von Schwein-steiger hat zudem die Hoffnung geschürt, dass der Anführer während des 30 Tage dauernden Turniers doch eine wichtige Rolle übernehmen kann. Zu viel Sicherheit aber wollte Löw nach der gelungenen Generalprobe gegen EM-Teilnehmer Ungarn nicht verbreiten: »Ich lasse manches noch offen. Ich will nicht auf eine Wunschelf festgenagelt werden.«

Das 2:0 gegen mutige, aber spielerisch limitierte Magyaren verriet eine Menge über Löws EM-Strategie. Wie vor zwei Jahren bei der triumphalen Weltmeisterschaft in Brasilien setzt der Bundestrainer auf eine kompakte Defensive, auf Spielwitz, Tempo und eine taktisch variable Spielausrichtung. »Diese Mannschaft hat sich jetzt ein Stück weit gefunden«, sagte Löw. Schnell schloss der 56-Jährige aber an, dass manchmal noch »die Spritzigkeit und die Dynamik fehlten. Das werden wir nächste Woche aufholen.«

Fünf Tage bleiben dem Team im EM-Basiscamp in Évian-les-Bains. Teammanager Oliver Bierhoff erklärte, beim Turnier werde das Team mit einer »anderen Mentalität« antreten als im letzten Test. Vor allem Toni Kroos und Sami Khedira, der nach einem schmerzhaften Schlag auf den Fuß zur Pause in der Kabine blieb, agierten noch im Sparmodus.

»Wir können aus dem Spiel was ziehen. Wir müssen vorne zwei, drei Chancen mehr kreieren«, benannte Champions-League-Sieger Kroos eine der Aufgaben für den Ernstfall. »Wir wissen, dass wir sicherlich an dem einen oder anderen Thema intensiv arbeiten müssen«, sagte Löw. Mit einigen Justierungen hat Löw schon Verbesserungen eingeleitet. Der Schalker Benedikt Höwedes machte die rechte Abwehrseite dicht. Er ist jetzt Löws Lösung Nummer eins auf dieser Position. Antonio Rüdiger hat sich mit seinem Tempo und einer guten Spieleröffnung den Platz des noch nicht fitten Mats Hummels in der Innenverteidigung gesichert. »Es war mal wieder wichtig, zu Null zu spielen«, betonte Löw.

In der Offensive warben sowohl Mario Götze als »falscher Neuner« als auch Mario Gomez als klassische Angriffsspitze für sich. Beide waren vor 52 104 Zuschauern an den Treffern gegen die wie erwartet defensiv agierenden Magyaren beteiligt. Götze erzwang das Eigentor von Adam Lang, Gomez bereitete mit einem wuchtigen Kopfball das Tor von Thomas Müller vor. Löw will sich aber nicht auf ein bevorzugtes System festlegen lassen: »Grundsätzlich gilt, dass wir flexibel sind und unterschiedliche Systeme spielen können.« dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal