Model mit Botschaft

Zeichen gegen Rassismus: Eine Aborigine bei der Miss-World-Wahl

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 3 Min.
Magnolia Maymuru nimmt als erste Aborigine beim Schönheitswettbewerb Miss World teil. Der 19-Jährigen geht es dabei weniger um die Krone als darum, einen Einblick in die indigene Kultur zu geben.

Als Magnolia Maymuru in einem Einkaufszentrum im australischen Darwin entdeckt wurde, wollte sie gerade Geld bei der Bank abheben. »Ich ging zu ihr und habe sie gefragt: Weißt du eigentlich, wie schön du bist?«, erzählt Mehali Tsangaris, ein Modelmanager, der die Modewoche im Norden Australiens organisiert. Er bot ihr an, für ihn zu laufen, doch Magnolia Maymuru lehnte ab: »Ich war damals in der zwölften Klasse und hatte meine Prüfungen anstehen«, erinnerte sie sich im Telefoninterview. »Bildung spielt eine große Rolle in meiner Familie.«

Maymurus Familie gehört zum Volk der Yolngu. Ihr Urgroßvater war der 2013 verstorbene Yothu Yindi-Sänger Yunupingu, ihr Vater ist der Sänger der Band East Journey. Die Bilder einer ihrer Urgroßmütter sind im Louvre in Paris ausgestellt.

Ein Jahr verging, in dem Magnolia Maymuru ihren Schulabschluss machte und ein Studium anfing. »Nach einem Jahr stieß ich dann zufällig wieder auf sie«, sagte Tsangaris. »In der Gemüse- und Obstabteilung im Supermarkt in Darwin.« Die 1,77 Meter große, extrem schlanke junge Frau war ihm nicht aus dem Kopf gegangen. »Magnolia ist nicht nur schön, sie hat eine Präsenz, beinahe so, als wäre sie eine alte Seele, die schon mehrmals auf dieser Welt gelebt hat«, beschreibt er die junge Frau. »Er hat mir zum zweiten Mal einen Schreck eingejagt«, erinnerte sich Maymuru dagegen an die schicksalhafte Begegnung. Dieses Mal versprach sie jedoch, die Idee des Modelns beim Familienrat vorzutragen. »In der Kultur der Yolngu haben wir ein Verwandschaftssystem, das uns alle mit der Gemeinschaft verbindet.« Sowohl ihre Eltern als auch die Großeltern begrüßten die Idee. »Sie haben sich für mich gefreut«, sagt der Teenager.

Einige Auflagen macht die junge Frau jedoch: Ihre Kultur erlaubt es ihr nicht, Bademoden vorzuführen und auch ihre Beine sollten nicht gezeigt werden. Doch trotz dieser Restriktionen verlief die erste große Modenschau reibungslos. Danach kehrte das Model zunächst in ihre 900 Einwohner zählende Gemeinde Yirrkala 600 Kilometer von Darwin entfernt zurück. Dort arbeitet Magnolia Maymuru, deren echter Name eigentlich Maminydjama Maymuru ist, inzwischen als Sport- und Freizeitmanager. Zudem hat sie ein Programm auf die Beine gestellt, um Selbstmordversuchen vorzubeugen, ein Thema, das sich in indigenen Gemeinden in Australien zu einem großen Problem entwickelt hat.

Dieses Engagement für andere Menschen und vor allem Jugendliche gab schließlich den Ausschlag für sie, das Angebot anzunehmen, am internationalen Schönheitswettbewerb Miss World teilzunehmen. »Sie will den Menschen Einblick in die indigene Kultur geben und vor allem auch eine Botschaft an junge Menschen senden«, sagte Mehali Tsangaris. »Ich habe mich lange mit meiner Familie unterhalten und wir sprachen über all den Rassismus im Land«, sagte Maymuru. Der Rest Australiens habe so viele Vorurteile gegenüber Aborigines. Andersherum sei es genauso. »Ich möchte versuchen, Australien zum Besseren zu ändern.« Einen Vorschlag, den sie im Rahmen des Miss-Wettbewerbs vorbringen möchte, ist deswegen eine australienweite, zweisprachige Ausbildung, wie es sie im Norden Australiens bereits vielerorts gibt.

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