Tausende protestieren in Belgrad gegen Luxusumbau
Widerstand gegen Gentrifizierung des Künstlerviertels Savamala / Bis zu 15.000 skandieren »Unsere Stadt« und werfen Behörden Bereicherung vor
Berlin. In der serbischen Hauptstadt Belgrad haben tausende Menschen gegen ein Stadtentwicklungsprojekt demonstriert und den zuständigen Behördenvertretern Bereicherung vorgeworfen. An dem Protestmarsch nahmen am Samstag nach Angaben der Organisatoren etwa 15.000 Menschen teil. Die Polizei sprach von 4.000 Teilnehmern, Journalisten vor Ort gingen hingegen von mindestens doppelt so vielen Demonstranten aus. Die Demonstranten riefen an die Adresse der Behörden »Wir werden nicht übergangen werden« und »Diebe«. Die Kundgebung richtete sich gegen ein 2,7 Milliarden Euro schweres Vorhaben des in Abu Dhabi ansässigen Projektentwicklers Eagle Hills, der das beliebte Belgrader Ausgeh- und Künstlerviertel Savamala und seine Umgebung in eine schicke Wohn- und Shoppinggegend verwandeln will. Auf fast zwei Millionen Quadratmetern sollen Einkaufszentren, Bürogebäude und Wohnhäuser entstehen. Kernstück des Projekts ist ein 200 Meter hoher Wolkenkratzer.
Insbesondere ein Vorfall in Savamala Ende April hatte die Bürger aufgebracht. Maskierte Männer hatten in einer nächtlichen Aktion mehrere Gebäude demoliert. Der serbische Ministerpräsident Aleksandar Vucic, der das Bauprojekt im Jahr 2014 verkündet hatte, bezeichnete die Maskierten daraufhin als »Idioten«. Es sei allerdings richtig, dass die betroffenen Gebäude zum Abriss bestimmt seien. Die Projektgegner kritisieren mangelnde Transparenz und fehlende Einbeziehung der betroffenen Bürger. Unterstützer machen geltend, mit dem Bauvorhaben werde einer angeblich heruntergekommenen Gegend neuer Glanz verliehen. Agenturen/nd
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.