Unsichtbar

PERSONALIE

  • Dieter Hanisch
  • Lesedauer: 2 Min.

»Rückhalt ist mehr als eine Prozentzahl« - mit dieser norddeutsch nüchternen Aussage versuchte Schleswig-Holsteins CDU-Landesvorsitzender Ingbert Liebing sich schon in der Vorwoche ein wenig des Drucks zu nehmen, der seit Samstag auf ihm lastet: Auf der Landesvertreterversammlung in Neumünster wurde der 53-Jährige zum CDU-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 7. Mai 2017 gewählt. Da er im Vorwege vom Landesvorstand nominiert wurde und einziger Kandidat war, waren alle eigentlich nur auf die Prozentzahl seiner Inthronisierung gespannt. 91,86 Prozent stimmten schließlich für ihn. Bei der Wahl zum Landeschef im November 2014 waren es 94,2 Prozent.

Nun gilt es für ihn, den Turbo zu zünden und seine Beliebtheit zu steigern. Bei der jüngsten Meinungsumfrage von Forsa aus dem Monat April konnten sich nur neun Prozent vorstellen, dass der CDU-Bundestagsabgeordnete von der Nordseeinsel Sylt künftig ein besserer Ministerpräsident wäre. Mit solch geringer Wertschätzung kann der Vater von zwei Töchtern dem Amtsinhaber Torsten Albig (SPD) keine Angst einflößen. Für viele Unions-Mitglieder ist der studierte Politikwissenschaftler und ehemalige Bürgermeister von Sylt-Ost im Land zu unsichtbar und ganz das Gegenteil beispielsweise zum beliebten und volksnahen Partei-Pensionär Peter Harry Carstensen. Ein Blick auf seine Facebook-Seite und seine Twitter-Präsenz zeigt, auch im Netz kann Liebing noch Boden gutmachen. FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki ätzte bereits, er halte Liebing für den falschen Spitzenkandidaten.

Liebing, der 1977 als Teenager über die Junge Union seine ersten Gehversuche im Politgeschehen machte, ist seit 2005 nun bereits in der dritten Legislaturperiode nacheinander Abgeordneter im Bundestag. Bei all seinen vermeintlichen Bekanntheitsdefiziten im nördlichsten Bundesland ist er bei CDU und CSU eigentlich kein »Nobody«. Für die ist er seit 2013 Vorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung.

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