Rententröpfchen
Grit Gernhardt ärgert sich über scheinbare Vorteile durch längeres Arbeiten
Länger arbeiten, dann klappt’s auch mit der Rente - so lautet das Credo von Unternehmerlobby und konservativen Politikern. Auch die Privatversicherer stimmen in den Kanon ein. Eine Studie ihres Dachverbandes kommt zu dem Ergebnis, dass die beschlossene Rente mit 67 zwar mit der Realität der Arbeitswelt kollidiert - die meisten Beschäftigten gehen vor 65 in den Ruhestand -, nichtsdestotrotz aber durchgesetzt werden muss. Dann könne über eine weitere Verlängerung der Arbeitszeit nachgedacht werden.
Vorteil für die Beschäftigten: mehr Rente. Doch wer sich die Zahlen anschaut, stellt fest, dass es sich dabei höchstens um Tropfen auf den heißen Stein handeln würde. 200 Euro mehr pro Jahr und Durchschnittsrentner brächte eine Umsetzung der Rente mit 67 demnach, 250 Euro mehr eine zusätzliche Verlängerung der Lebensarbeitszeit um sieben Monate ab 2030. Das wären in der Praxis durchschnittlich 16 bis 20 Euro mehr im Monat, für Ruheständler mit weniger als der Durchschnittsrente würde sich die Erhöhung kaum bemerkbar machen. Wer da von einer Stabilisierung der gesetzlichen Altersvorsorge spricht, lügt. Statt ständig die Stärkung der privaten Zusatzrente zu fordern, wäre eine grundsätzliche Reform des Systems notwendig. Eine Rentenversicherung, in die alle gleichermaßen einzahlen, würde die Kassen entlasten und Rentnern echte Vorteile bringen.
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