Gefährlicher Ritt auf Drahteseln

Andreas Fritsche 
über die Ziele des Volksbegehrens Fahrrad

  • Lesedauer: 2 Min.

Radfahren verursacht tatsächlich weder Lärm noch Abgase, und es ist im Prinzip wirklich gesund. Wer täglich zur Arbeit strampelt, statt nur aufs Gaspedal zu drücken, setzt weniger Bauchfett an. Außerdem benötigt ein Fahrrad weniger Platz als ein Auto. Aber ein bisschen mehr Platz müssten die Drahtesel in Berlin schon bekommen, weil viele Radwege in der Stadt einfach viel zu schmal sind. Überholen ist an solchen Stellen lebensgefährlich.

Allerdings sind es keineswegs nur zögerliche Verkehrsplaner, nicht nur geizige Politiker und nicht nur rücksichtslose Autofahrer, die Radfahrern im übertragenen Sinne Knüppel in die Speichen stecken. Für hohe Unfallgefahr sorgen auch die Radler, wenn sie glauben, sie könnten frei entscheiden, ob sie rote Ampeln beachten. Freilich sind nicht alle Radler derart frech, so wie auch nicht alle Verkehrsplaner zögerlich sind, nicht alle Politiker geizig und nicht alle Autofahrer rücksichtslos.

Aber das ist das Schöne am Volksentscheid Fahrrad. Gewünscht ist eine »bessere Infrastruktur und eine anständige Verkehrsmoral«. Niemand dürfte etwas dagegen haben. Jedes einzelne der zehn Ziele ist vernünftig. Jeder könnte das unterschreiben. 107 000 haben es getan. Natürlich würde die Umsetzung aller Forderungen eine Stange Geld kosten. Aber es spart auch Geld, wenn es weniger Unfallopfer und weniger Krebspatienten gibt.

Anders als in Paris oder London kommen Autofahrer in Berlin auch im Zentrum immer noch gut voran. Deswegen besteht kein Druck, die Stadt so fahrradfreundlich wie Amsterdam oder Kopenhagen zu machen. Der Druck muss durch das Volksbegehren erst erzeugt werden. Sinnvoll wäre es, wenn etwa Eltern ihre Kinder überall bedenkenlos mit dem Rad zur Schule schicken könnten und sie nicht aus Angst um deren Sicherheit hinkutschieren müssten. Davon hätten alle etwas. Auch der Lieferwagenfahrer, der nicht aufs Rad umsteigen kann. Er käme auf leeren Straßen besser durch.

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