»Theo, wir fahr’n nach Lodz ...«

René Heilig über 25 Jahre Nachbarschaftsvertrag und warum der kaum zählt

  • René Heilig
  • Lesedauer: 1 Min.

»Theo, wir fahr’n nach Lodz ...« Seit den 70er Jahren signalisiert solche Art Gegröle deutsche Dumpfheit. Komisch, dabei weiß doch jeder, die Polen saufen - von anderen Eigenschaften schweigen wir mal lieber. Wir sind ja gnädig: »Theo...« Lodz hieß einmal - Litzmannstadt! Wer mit dem Namen nichts anzufangen weiß, schlage nach unter Menschheitsverbrechen. Und lese dann vielleicht Herman Kants »Aufenthalt«. Nicht, weil der Autor gerade 90 geworden ist. 90 Jahre, wie wenig kann Zeit erreichen. Schon gar nicht heilt sie tiefe Wunden. Die, die vor allem Deutsche Polen und in Polen geschlagen haben. Aber auch jene, die Polen anderen beibrachten, schmerzen noch. Geschichte endet nicht per Unterschrift. Wer mit solcher Absicht den Nachbarschaftsvertrag schloss - übrigens 41 Jahre nachdem die DDR und Polen sich Freundschaft versprochen hatten -, war nicht einmal ehrlich zu sich selbst. Wie Kanzler Kohl, der musste von seinen Alliierten zur Anerkennung der deutsch-polnischen Grenze gedrängt werden.

Stimmt, mit dem Machtantritt der nationalkonservativen PiS-Truppe wird viel gemeinsam Erreichtes in Mitleidenschaft gezogen. Durch Präsidentenreisen und etwas mehr Sprachförderung lässt sich das nicht fix reparieren. Und schon gar nicht durch Kriegsmanöver. Statt ewig zu grölen oder offiziell zu nörgeln, sollte man lieber mal losfahren - nach Łódź.

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