»Die Trimodalität ist voll gegeben«

Duisburg: Der größte Binnenhafen der Welt

  • Florian Wilde
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Duisburger Häfen bilden zusammengenommen den größten Binnenhafen der Welt. Sagen sie zumindest in Duisburg. 129 Mio. Tonnen werden jährlich in Duisburg umgeschlagen, davon 69 Mio. in den öffentlichen Häfen. Von letzteren werden 19 Mio. Tonnen über die Bahn und 16 Mio. über die Binnenschifffahrt transportiert. Der Containerumschlag macht bereits 50% des Gesamtumschlages aus.

22.000 Menschen arbeiten im Hafen, 45.000 Arbeitsplätze hängen insgesamt dran - jeder 6. Arbeitsplatz in Duisburg hängt am Hafen. Zumindest sagen sie das in Duisburg. Wo genau all diese Menschen eigentlich arbeiten sollen, ließ sich nicht überzeugend klären. Bei Ver.di bezog man sich auf eine fünf Jahre alte Studie aus Berlin - aktuelle Zahlen oder einen genauen Überblick schien es uns nicht zu geben.

Die Bedeutung von Duisburg als Binnenhafen ergibt sich aus seiner Lage - an Rhein und Ruhr, mit Anschluss an das mitteldeutsche Kanalnetz, an viele Autobahnen und die Eisenbahn. Die Trimodalität sei also voll gegeben, wurde uns auf einer Führung erklärt. Als Umschlagplatz so interessant sei es, weil im Umkreis von 150 km 30 Mio. Menschen leben.

Außerdem ist Duisburg heute so was wie der chinesische Nordseehafen: die Neue Seidenstraße führt von China Chonqing nach Duisburg, 10.300 Eisenbahnkilometer ist sie lang. Die Züge brauchen 13 Tage - Schiffe brauchen 46 Tage für die Strecke.

Teile des Hafens sind in öffentlicher Hand und werden von der Duisport betrieben, kleinere Teile sind in privater Hand. Die Duisport vermietet ihr Gelände an insgesamt 300 private Logistikunternehmen. Viele von ihnen sind recht kleine Betriebe mit je 10-30 Beschäftigten in dem Hafen.

Zur Situation der Beschäftigten und ihrer Organisierung hatten wir ein Treffen mit ver.di-Sekretären und einem Betriebsrat der Duisport.

Höchstens 10% der 300 Logistikunternehmen hätten Betriebsräte. Zusammenarbeit zwischen diesen Betriebsräten und dem der Duisport gestalten sich oft schwierig, weil die Betriebe oft in Konkurrenz zueinander stehen. Auch bei der Duisport selbst sei der Organisationsgrad niedrig. Das Ausmaß an Solidarität wie in Seehäfen gebe es in der Binnenschifffahrt nicht, der Organisierungsgrad in der Binnenschifffahrt sei verschwindet gering. Outsourcing an Leiharbeitsfirmen gebe es bei der Duisport selbst nicht, bezahlt werde nach Tarif. Die Identifikation mit dem Unternehmen war sehr stark.

Einen strategischen Fokus der (Gesamt-)Gewerkschaft auf den systematischen Aufbau von Gegenmacht entlang der transnationalen Wertschöpungsketten scheint hier genauso wenig zu geben, wie im Westhafen Berlin.

Unser heutiges Programm in Duisburg (23.6.):
* Busführung durch den Duisport mit einem ehemaligen Ingenieur
* Gespräch bei ver.di
* Kurzstopp an der Brücke der Solidrität
* Führung durch das Museum der Binnenschifffahrt
* Gespräch mit Ausbildern und Azubis der Binnenschifffahrtsschule
* Öffentliche Diskussionsveranstaltung zur Geschichte von Hafenarbeit und Hafengewerkschaften

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