Nur eine halbe Sache
René Heilig zum Verfassungsschutzbericht 2015
Verfassungsschutzbericht 2015 steht auf dem Deckblatt. So ist das schon seit Urzeiten, lediglich die Jahreszahl wechselt. Der Titel meint, dass der Verfassungsschutz Erkenntnisse zu allerlei Extremisten und Spionen verbreitet, die unseren Rechtsstaat gefährden oder es zumindest versuchen. Man kann und muss über den Wert des Gedruckten streiten, seine Wichtungen und Wertungen sind oft mit Vorsicht zu genießen, das meiste, was auf den 317 Seiten zu lesen ist, hat man aus Medien und von den Websites zivilgesellschaftlicher Gruppierungen abgeschrieben.
Doch der Titel Verfassungsschutzbericht ließe theoretisch auch eine andere Deutung zu. Mit der gehörigen Portion Naivität könnte man eine Bewertung der Arbeit des Verfassungsschutzes erhoffen. Da müsste die Rede sein von hanebüchener Schlamperei im Dienst, von zufällig entdeckten Asservaten ebenso wie von für immer verschwundenen Dokumenten, von geistiger Beschränktheit gepaart mit grenzenloser Arroganz, von Desinformation und Gesetzesbrüchen. Lesen müsste man, dass der Amtschef nicht in der Lage oder nicht Willens ist, sich an seinen Auftrag zu halten, dafür das Parlament voller Hochmut behandelt und schon deshalb in die Wüste geschickt gehört. So ein Bericht zum Schutze der Verfassung ist dringend geboten. Freilich braucht er ganz andere Autoren.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.