Glyphosat-Erlaubnis wird um 18 Monate verlängert

Umweltverbände reagieren empört auf EU-Entscheidung / BUND: Affront gegen überzeugte Europäer

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Brüssel. Der Unkrautvernichter Glyphosat bleibt in Europa für die nächsten 18 Monate zugelassen. Einen Tag vor Ablauf der geltenden Zulassung am Monatsende hat die EU-Kommission die weitere Verwendung am Mittwoch im Alleingang genehmigt. Bis zum Ablauf der eineinhalb Jahre soll eine neue Studie der europäischen Chemikalienagentur klären, ob die Chemikalie krebserregend sein kann.

Die Glyphosat ist das weltweit mit Abstand am meisten eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel. Die Krebsforschungsgruppe IARC der Weltgesundheitsorganisation stufte das Mittel im vergangenen Jahr als »wahrscheinlich krebserregend« ein. Andere Untersuchungen kommen zu einer gegenteiligen Einschätzung.

Die EU-Kommission hatte eigentlich darauf gedrungen, dass die EU-Mitliedsländer über die Zukunft des Mittels entscheiden. Doch unter nationalen Vertretern war über Monate hinweg nicht die nötige Mehrheit für eine Verlängerung der aktuellen Genehmigung oder eine Neuzulassung zustande gekommen. Am Freitag scheiterte eine letzte Abstimmung, bei der Deutschland sich enthalten hatte. Die Große Koalition liegt in der Frage über Kreuz. Während die Unionsparteien für die weitere Zulassung plädierten, lehnten die SPD-Minister dies unter Verweis auf mögliche Gesundheitsgefahren ab.

Umweltverbände haben die Verlängerung unterdessen kritisiert. »Nachdem die EU-Kommission es vier Mal nicht geschafft hat, den Widerstand der Mitgliedstaaten gegen das Pestizid zu brechen, drückt sie jetzt dessen Weiterverwendung durch«, erklärte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. »Diese Glyphosat-Entscheidung ist ein Affront gegen viele überzeugte Europäer.« Auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) reagierte empört. »Statt sich am Vorsorgeprinzip zu orientieren und bis zum Beweis der Unbedenklichkeit für Gesundheit und Umwelt Glyphosat zu verbieten, haben sich EU-Kommission und die meisten Vertreter der Mitgliedstaaten offenkundig von den Interessen der Agrarindustrie leiten lassen«, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. epd/nd

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