Keine Freunde
Klaus Joachim Herrmann über das Petersburger Treffen Putin-Erdogan
Historisch mag das Petersburger Treffen zweier starker Männer ja sein, eine Begegnung von Freunden ist es nicht. Freundschaft war zu keiner Zeit für das Verhältnis der stets noch um die Ausdehnung ihres Einflusses ringenden Großreiche Russland und Türkei das passende Wort. Auch wird der stolze Oberkommandierende aus Moskau dem Oberkommandierenden aus Ankara den Abschuss eines Kampfflugzeuges seiner unbesiegbaren Luftflotte niemals verzeihen.
Der übersensible Machtmensch vom Bosporus seinerseits wird mit dem kühlen Russen von der Newa in dieser Welt keine Freundschaft mehr schließen. Der zeigte ihm die eiskalte Schulter, presste ihm eine Art Entschuldigung ab. Eine solche Demütigung brachten nicht einmal im Ansatz die allmächtigen USA noch die um ihren Flüchtlingsdeal barmenden Europäer zustande.
»Freund Wladimir« hat Tayyip aus dem Fenster gerufen, damit Gegner, Kritiker, Zweifler und Zauderer es hören mögen. Gemeint aber ist eine eiskalte Interessengemeinschaft. Beide Seiten haben das Zeug, dem anderen gehörig in die Parade zu fahren - aber auch gemeinsam ihren vielen Widersachern in der Welt trotzig die Stirn zu bieten. Das allerdings könnten wirkliche Freunde kaum besser tun. Aber wo gibt es die noch?
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.