Geduld auf beiden Seiten

Fabian Lambeck über die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 1 Min.

Nanu, die Arbeitslosenzahlen sollen steigen, weil die Geflüchtete vorerst keine Arbeit finden? Enttäuschung macht sich breit, nicht nur bei der »Bild«. Jetzt zeigt sich auch, dass Politik und Wirtschaft aus mehr oder weniger edlen Motiven falsche Erwartungen geweckt haben. Als könnte der Zuzug von Menschen aus den Katastrophenregionen dieser Welt den deutschen Fachkräftemangel sofort beheben. Ja, als sei dies die eigentliche Aufgabe der Asylgesetzgebung. Doch das Asylrecht soll Menschen schützen vor Krieg und Verfolgung. Diejenigen, die im vergangenen Jahr zu Hunderttausenden kamen, waren zumeist Asylbewerber, keine Arbeitsmigranten. Selbst wenn sie wollten, können die Neubürger nicht sofort eine Arbeit aufnehmen. Viele müssen erst einmal die Sprache erlernen. Das dauert. Zudem handelt es sich bei ihnen um überwiegend junge Leute, die ihre Ausbildung nicht abgeschlossen oder nie begonnen haben. Es lernt sich schlecht, wenn draußen der Bürgerkrieg tobt.

Etwas mehr Ehrlichkeit täte der ganzen Debatte gut. Es braucht Zeit, bis aus einem syrischen Flüchtling ein Facharbeiter bei Siemens wird. Dazu bedarf es entsprechender Programme, auch von Konzernen, die sich bislang drücken. Die Aufgabe, Hunderttausende in den Arbeitsmarkt zu integrieren, ist lösbar, aber sie erfordert Geduld - von beiden Seiten.

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