Ideen für Spaßbad gesucht

Bäderbetriebe fordern Bürger auf, Vorstellungen für Pankower Schwimmhalle einzubringen

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.

Es gibt einen Freizeitbereich mit Sonnenterrasse und ein Sportbecken mit Baumterrasse. Das Modell der Studentin Lara Wischnewski sieht ein Innen- und Außenfoyer vor, das die beiden Funktionsbereiche eines künftigen Mehrzweckbades in Pankow verbinden würde. Dass das Modell der jungen Studentin der Technischen Universität Braunschweig umgesetzt wird, ist allerdings unwahrscheinlich. »Darum ging es auch nicht, sondern um die Ideensuche«, sagt Lara Wischnewski. Gemeinsam mit Kommilitonen hat sie soeben ihren Entwurf für den Neubau des Multifunktionsschwimmbades in Pankow vorgestellt.

Unter den prominenten Gästen der Präsentation an diesem Dienstagmorgen im Sommerbad Pankow ist unter anderem Sportsenator Frank Henkel (CDU), der Aufsichtsratsvorsitzende der Berliner Bäder-Betriebe. Henkel sagt: »Mit dem Neubau wird der Standort das ganze Jahr hindurch Badegäste anlocken, und nicht nur während der viereinhalb, fünf Monate der Sommersaison.« Neben weiteren Abgeordneten und Lokalpolitikern ist auch der Chef der kommunalen Bäderbetriebe, Andreas Scholz-Fleischmann, bei der Vorstellung der Architekturentwürfe dabei. »Um aber Appetit zu machen auf das, was kommt, sind wir sehr froh über diese kleine Ausstellung«, sagt Scholz-Fleischmann.

Neben dem Modell von Wischnewski werden ab sofort drei weitere Arbeiten von Studierenden der Technischen Universität Braunschweig im Sommerbad Pankow gezeigt. Die Bürger, die die Ausstellung für einen Sonderpreis von 1,50 Euro besuchen können, sind aufgerufen, bis zum 22. September ebenfalls Vorschläge für den Neubau zu machen, der sich derzeit noch in der Frühphase der Entwicklung befindet und wohl frühestens im Jahr 2020 eröffnen wird.

Für den laufenden Wahlkampf taugen die Pläne für den Schwimmbadneubau dennoch allemal. Dass der lokale SPD-Wahlkreisabgeordnete Torsten Schneider explizit in der Einladung der landeseigenen Bäderbetriebe Erwähnung fand, soll aber ein »unbeabsichtigter Fehler« gewesen sein, wie es in der Antwort des Senats auf eine Schriftliche Anfrage der Linksfraktion heißt. Schließlich gilt für die Bäderbetriebe als öffentlicher Betrieb ein parteipolitisches Neutralitätsgebot, das sich in dem Hinweis des Senats an seine Unternehmen niederschlägt, der vorschreibt, dass Sponsoring zugunsten politischer Parteien auszuschließen ist.

Andererseits mal ehrlich: Ohne den Parlamentarischen Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Torsten Schneider, wäre der besonders stark wachsende Bezirk Pankow wahrscheinlich bei der Berücksichtigung eines neuen Schwimmbades leer ausgegangen. Bereits im Frühjahr 2015 hatte das Abgeordnetenhaus das sogenannte »Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt« (SIWA) beschlossen. In dem Investitionsprogramm sind auch zwei neue Multifunktionsbäder enthalten, eines in Mariendorf im Süden und eines in Pankow im Norden der Stadt.

Der Bedarf in Pankow ist auf jeden Fall vorhanden: Über 10 000 Unterschriften für eine Schwimmhalle hat ein Förderverein im Bezirk bereits für eine neue Schwimmhalle gesammelt. Online haben noch einmal fast 2000 Bürger unterschrieben.

Mit dem Neubau in der Wolfshagener Straße würde auch ein Abriss der am Rande des Sommerbades gelegenen und inzwischen stark zerstörten alten Volksschwimmhalle einhergehen. Doch wann die Bagger rollen, steht noch nicht fest. Derzeit wird das Vorhaben von verschiedenen Senatsverwaltungen geprüft. Dann folgt eine Planungsphase. »Wir wollen das mit einem Generalübernehmer machen«, sagt Bäderchef Scholz-Fleischmann. Die reine Bauphase soll zwei Jahre dauern.

Für die oppositionelle Linkspartei sind die 60-Millionen-Euro aus dem »SIWA«-Fonds für die Spaßbäder verschwendetes Geld. »Für zehn Millionen Euro kann man auch ein neues Schwimmbad bauen«, sagt die sportpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Gabriele Hiller. Das habe sie gerade im sächsischen Neugersdorf gesehen. Außerdem wäre das restliche Geld besser zur Reduzierung des Sanierungsstaus verwendet worden. Der steigt unaufhörlich: Laut Angaben der Bäderbetriebe beträgt er derzeit wieder über 100 Millionen Euro.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal