Thüringer Grüne dringen auf bessere Schweinzucht

Im Freistaat sterben pro Jahr fast 300 000 Ferkel bereits bei der Aufzucht

  • Lesedauer: 2 Min.

Jedes siebte in Thüringen geborene Ferkel stirbt schon während der Aufzucht. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der Grünen-Abgeordneten Babette Pfefferlein an die Landesregierung hervor. »Damit billiges Fleisch auf den Markt kommt, nimmt man in Kauf, dass in Thüringen 14 Prozent aller geborenen Ferkel - fast 300 000 pro Jahr - sterben«, kritisierte Pfefferlein unter Verweis auf eine eigene Hochrechnung. Die Sterblichkeit von Ferkeln ist im Bundesschnitt sogar noch höher als im Freistaat und liegt bei mehr als 16 Prozent.

Verluste bei der Aufzucht in dieser Größenordnung seien ethisch absolut nicht zu vertreten, sagte der Agrarfachmann der Grünen-Landtagsfraktion, Olaf Müller, der Deutschen Presse-Agentur. Als wesentliche Ursachen sieht er die Haltungsbedingungen und die Zucht hin zu möglichst vielen Ferkeln pro Sau. Aus seiner Sicht müssen Zuchtsauen mit ihren Ferkeln mehr Platz in den Buchten erhalten. Dies müsse kurzfristig durch Umbauten in den Ställen erfolgen, langfristig sei auch ein Verbot der umstrittenen Kastenstände anzustreben. In solchen Gitterboxen sind die Sauen zur Besamung und nach der Geburt der Ferkel wochenlang eingesperrt und stark in ihrer Bewegung beschränkt.

Ein anderer Kritikpunkt ist die Zucht. »Die Tiere sind so gezüchtet, dass sie möglichst viele Ferkel werfen«, so Müller. Das führe dazu, dass eine Sau mitunter nicht nur mehr Ferkel werfe, als sie Zitzen habe, sondern auch eine Vielzahl sehr schwacher Jungtiere zur Welt kommen. »Hier muss umgesteuert werden. Stattdessen muss die Zucht auf weniger, aber dafür robustere Ferkel abzielen.« Auf diesem Weg könne auch der Einsatz von Medikamenten sinken, argumentierte Müller. Der Landesregierung zufolge sterben die meisten Ferkel durch Erdrücken oder Lebensschwäche. Aber auch Durchfall, Entzündungen, Missbildungen, Totbeißen und Unterkühlung sind demnach Todesursachen. dpa/nd

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