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Harald Höppner: Schiffskauf gegen das Sterbenlassen im Mittelmeer
Ein Brandenburger Unternehmer initiierte vor zehn Jahren das Projekt Sea-Watch, aus dem die bis heute aktive zivile Rettungsorganisation wurde
Einige Monate eilte Harald Höppner 2015 von Interview zu Interview. Den brandenburgischen Unternehmer empörte das Sterben Geflüchteter im Mittelmeer unter den Augen der zuständigen Behörden damals schon länger. Höppner wollte etwas tun. Verhindern, dass so etwas passiert. Der Betreiber eines Geschäfts für exotische Möbel initiierte kurzerhand einen Projekt. Nahm 60 000 Euro Ersparnisse und kaufte einen 1917 gebauten Fischkutter. Startete eine Spendensammlung und ließ ihn in Hamburg renovieren und zu einem Beobachtungs- und Rettungsschiff umbauen. Nannte es Sea-Watch I. Denn es ist eigentlich nicht dazu gedacht, Menschen aufzunehmen. Es soll vielmehr mit Notrufsignalen, Schwimmwesten, Rettungsinseln und medizinischer Erstversorgung bei der Rettung durch andere helfen. Vor zehn Jahren, am 19. Mai 2015, legte es erstmals von der italienischen Insel Lampedusa ab.
Zwei Monate später nahm die Sea-Watch 98 Schiffbrüchige auf. Denn wie heute war auch damals keine Küstenwache, kein Schiff der EU zur Stelle. Deshalb retten die vielen im gleichnamigen Verein Aktiven bis heute Leben. Höppner ist nicht mehr dabei. Aber der heute 52-Jährige brachte die Sache auf den Weg. Sammelte unermüdlich Spenden. Legendär ist sein Auftritt in der ARD-Talkshow Günther Jauch, wo er am 19. April 2015 eine Schweigeminute für 900 Menschen durchsetzte, die tags zuvor vor Lampedusa ertrunken waren. Also: eher 40 Sekunden. Denn eine ganze Minute hielt Jauch das Schweigen nicht aus. Höppner war zwischen den TV-Profis zuvor lange nicht zu Wort gekommen, aber er nahm es sich dann umso beherzter.
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