Nie wieder Usedom

Im Internet kursieren »Reisewarnungen« nach dem starken Abschneiden der rechten Parteien

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Es ist erst ein paar Tage her, da freute sich die Tourismusbranche des Nordostens über »Wachstum in fast allen Regionen«. Reisen nach Mecklenburg-Vorpommern wurden »als Wirtschafts- und Imagefaktor« gepriesen, auch der internationale Tourismus habe weiter zugelegt. Dann kam der Wahlsonntag.

Im Internet kursieren seither »Reisewarnungen« - illustriert mit den Ergebnissen der Rechtsaußen-Partei AfD und der neonazistischen NPD in einigen Landesteilen. Auf der Ferieninsel Usedom etwa erzielten beide Parteien in einigen Gemeinden erschreckend hohe Werte. Praktisch überall auf dem Eiland nahe der Grenze zu Polen kamen AfD und NPD auf Ergebnisse über dem Landesdurchschnitt.

Im Schnitt kommen hier mehrere Zehntausend Gäste täglich zu Besuch. Experten verweisen darauf, dass der Tourismus viel Geld auf die Insel spült. Aber: Die Erwerbslosenquote liegt in der Gegend bei knapp über 10 Prozent. Eine Region, die vom »Fremdenverkehr« lebt - und in der eine Partei weit vor allen anderen liegt, deren Markenkern »Fremdenfeindlichkeit« ist? »Wie passen diese Wahlergebnisse und Gastfreundschaft zusammen«, fragte sich ein Twitternutzer im Internet. Ein anderer kommentierte den Ausgang der Wahl von der Insel aus mit den Worten, dies sei sein letzter Urlaub auf Usedom gewesen. »Strukturschwache Region verabschiedet sich von Haupteinnahmequelle«, twitterte ein anderer.

Schon vor der Wahl hatten Ökonomen vor den möglichen Auswirkungen eines Rechtsrucks gewarnt. Beim Unternehmensverband des Landes reagierte man auf den Wahlausgang mit Sorge. Präsident Thomas Lambusch sagte, »eine starke rechtspopulistische Partei im Landtag wird kaum dazu beitragen, Mecklenburg-Vorpommern zu einem attraktiveren Standort zum Arbeiten und Leben zu machen«. Und bei den Tourismusanbietern auf Usedom hieß es, man wolle sich weiter als »weltoffene und tolerante Tourismusregion« präsentieren. nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal