Chelsea Manning ist im Hungerstreik

Wikileaks-Informantin nach Suizidversuch: »Ich brauche Hilfe« / Protest gegen Diskriminierung im Knast wegen Geschlechtsumwandlung

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die inhaftierte Wikileaks-Informantin Chelsea Manning ist einen Hungerstreik getreten. Sie demonstriere damit gegen die Weigerung der US-Armee, ihr im Zuge ihrer Geschlechtsumwandlung Hilfe zukommen zu lassen, erklärten ihre Sprecher am Freitag. Manning wolle notfalls so lange die Nahrung verweigern, bis sie sich nicht mehr regen könne oder sogar sterbe. Die als Mann unter dem Namen Bradley Manning bekannt gewordene Informantin hatte während ihrer Stationierung im Irak hunderttausende Armeedokumente sowie Depeschen der US-Diplomatie von Militärrechnern heruntergeladen und der Internet-Enthüllungsplattform Wikileaks zugespielt.

Nach eigenen Angaben wollte Manning eine öffentliche Debatte über die Kriege in Afghanistan und im Irak anstoßen. Im Mai 2010 wurde der damalige Obergefreite auf einem Stützpunkt nahe Bagdad festgenommen, im August 2013 wurde Manning zu 35 Jahren Haft verurteilt. Sie sitzt im Männer-Militärgefängnis Fort Leavenworth im US-Bundesstaat Kansas in Haft und beging dort Berichten zufolge im Juli einen Suizidversuch.

»Ich brauche Hilfe«, schrieb Manning nun in der Ankündigung ihres Hungerstreiks. »Ich habe seit sechs Jahren und in fünf unterschiedlichen Haftanstalten immer wieder um Hilfe gebeten. Meine Bitte wurde vom Gefängnis, vom Militär und dieser Administration ignoriert, aufgeschoben, lächerlich gemacht, mit Kleinigkeiten und Lippenbekenntnissen abgespeist.« Manning hatte nach ihrer Verurteilung angekündigt, sich ab sofort Chelsea zu nennen und als Frau leben zu wollen. Sie erhielt die Erlaubnis, ihren Namen offiziell zu ändern und sich einer Hormontherapie zur Geschlechtsumwandlung zu unterziehen. In Fort Leavenworth muss sie gemäß der für die männlichen Häftlinge geltenden Bestimmungen aber weiterhin ihre Haare kurz tragen. Darüber führt sie einen Rechtsstreit mit der Regierung.

Im Juni hatte das US-Verteidigungsministeriums erklärt, dass es Menschen, die offen Transgender seien, zum Militärdienst zulasse und damit zusammenhängende medizinische Behandlungskosten übernehme. Dies beinhalte auch Operationen für eine Geschlechtsumwandlung, wenn diese als »medizinisch notwendig« eingestuft würden. Es ist allerdings unklar, ob diese Zusage auch für Häftlinge in Militärgefängnissen gilt. Agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal