Polizei räumt gewaltsam 2000 Flüchtlinge in Paris

Straßenlager im Nordosten aufgelöst / Stadtverwaltung verteilt die Asylsuchenden auf provisorische Unterkünfte

  • Elsa Koester
  • Lesedauer: 2 Min.

Zum wiederholten Male hat die Polizei ein Straßenlager von rund 2000 Geflüchteten im Nordosten von Paris gewaltsam geräumt. Am frühen Freitag Morgen zerrten Beamte die Männer, Frauen und Kinder in 50 Busse. Sie sollen auf provisorische Unterkünfte verteilt werden, berichtet die französische Tageszeitung »Le Monde«. Die Unterbringung erfolge in leere Ferienzentren, Turnhallen und Obdachlosen-Unterkünfte.

Das selbstorganisierte Lager von Geflüchteten, die vor allem aus den Sudan, Eritrea und Afghanistan kommen, wurde in den vergangenen Monaten mehrmals von der Polizei angegriffen und zuletzt am 17. August geräumt. In zum Teil nächtlichen Aktionen treibt die Pariser Polizei die Geflüchteten immer wieder gewaltsam mit Knüppeln und unterstützt von Pferdestaffeln die Straßen entlang – unter dem Protest der Anwohner. »Wohin sollen sie denn?«, fragen diese entrüstet die Beamten. Im August wurde ein Mann aus Eritrea von einem Polizeiknüppel am Kopf verletzt und lag ohnmächtig auf der Straße. Passanten riefen einen Rettungswagen, der aufgrund der zahlreichen Polizeifahrzeuge über 30 Minuten brauchte, um den Verletzten abzutransportieren.

Nach Szenen wie diesen bauten Männer und Frauen das Camp nahe des Platzes »Stalingrad« bislang immer wieder auf. Die hygienischen Bedingungen in dem Lager sind schwierig. Es gibt keine Waschstellen. Einige Familien hausen dort über Wochen in Zelten, berichtet »Le Monde«. Unter den geräumten Personen hätten sich dieses Mal mehr Frauen und Kinder »als sonst« befunden.

Die Stadt habe geplant, Mitte Oktober ein humanitäres »Willkommenszentrum« zu eröffnen, um ankommende Flüchtlinge für einige Tage zu versorgen und danach in die Region zu verteilen. Im Pariser Umland sollen 12.000 Plätze für Flüchtlinge geschaffen werden. Hier sollen auch die Menschen aus dem Flüchtlingscamp von Calais aufgenommen werden, berichtet die Zeitung weiter.

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