Bautzen: Rassistischer Übergriff auf 72-Jährigen

Jugendliche beleidigen und schubsen Rentner mit algerischen Wurzeln / Prozessbeginn um Handgranatenwurf auf Flüchtlingsunterkunft in Konstanz / Neonazi-Parolen in Weimar gebrüllt

  • Lesedauer: 3 Min.

Fremdenfeindlicher Angriff auf 72-Jährigen in Bautzen

Gut eine Woche nach den Ausschreitungen in Bautzen haben Unbekannte in der sächsischen Stadt einen 72-Jährigen angegriffen und rassistisch beleidigt. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, sollen die beiden jugendlichen Täter den Mann am Mittwoch zu Boden gestoßen und dabei »Ausländer raus« gerufen haben. Das Opfer ist Deutscher, hat algerische Wurzeln und lebt den Angaben zufolge seit rund 40 Jahren in Deutschland. Nach der Tat flüchteten die Täter zu Fuß, die Fahndung der Polizei verlief bisher erfolglos. Vorige Woche war es in Bautzen zu schweren Ausschreitungen zwischen Rechtsradikalen und Flüchtlingen gekommen.

Unbekannte bedrohen Geflüchtete mit Waffe

Mehrere Unbekannte haben in Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) zwei syrische Jugendliche mit vorgehaltener Waffe bedroht und einem der beiden Geflüchteten ins Gesicht geschlagen. Wie die Zeitung »Welt« berichtet, sei der Auseinandersetzung ein Streit vor einem Supermarkt vorausgegangen. Im Verlauf des Streits habe einer der Täter aus der Vierer- oder Fünfergruppe einen »pistolenähnlichen Gegenstand« gezogen und gegen die Syrer im Alter von 13 und 18 Jahren gerichtet.

Anschließend habe der Mann die Waffe an eine Frau weitergereicht und dem 18-Jährigen ins Gesicht geschlagen. Aus der Gruppe wurden zudem ausländerfeindliche Parolen gerufen. Die beiden Syrer konnten schließlich entkommen. Die Neonazis konnten unerkannt flüchten. Die Polizei ermittelt werden des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung, Bedrohung und Volksverhetzung.

Prozessbeginn um Handgranatenwurf auf Flüchtlingsunterkunft

Sie sollen eine Handgranate auf den Wachcontainer einer Flüchtlingsunterkunft geworfen haben. Nun stehen sechs Männer seit Donnerstag unter anderem wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht Konstanz (Baden-Württemberg). Die Granate war am 29. Januar an dem Container in der Einrichtung in Villingen-Schwenningen (Baden-Württemberg) aufgeschlagen, aber nicht explodiert. Verletzt wurde niemand. Der Großteil der Angeklagten machte zum Prozessauftakt zunächst keine Angaben zur eigenen Person oder zur Tat.

Als Tatmotiv des Anschlags gilt ein Konkurrenzkampf von Sicherheitsfirmen um Aufträge. Der Handgranaten-Wurf sollte demnach der Einschüchterung der diensthabenden Wachleute dienen und zeigen, dass die Firma nicht zu einer ordentlichen Bewachung der Unterkunft in der Lage sei. Einer der Angeklagten gab am Donnerstag an, dass die Handgranate von ihm stamme. Sie sei aber nicht scharf gewesen. »Die hätte nie losgehen können«, sagte der 24-Jährige. Mit der Aktion habe man einem Mitarbeiter der konkurrierenden Sicherheitsfirma »eine Lektion verpassen« und Aufträge zurückgewinnen wollen.

Rechtsradikale Parolen in Weimar

In Weimar (Thüringen) hat die Polizei einen 30-Jährigen gestellt, der lautstark rechtsradikale Parolen rief und mehrfach den Hitlergruß zeigte. Anwohner hatten die Polizei über das rechte Treiben des Mannes informiert. Der Nazi, der der Polizei nach eigener Aussage bereits hinreichend bekannt sei, war vom Goetheplatz in Richtung Karl-Liebknecht-Straße unterwegs und konnte von den eintreffenden Beamten in der Ernst-Thälmann-Straße aufgegriffen werden. Er wurde vorübergehend in Gewahrsam genommen. Gegen den Rechtsradikalen wurde Anzeige erstattet. nd/mit Agenturen

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