Weltoffen mit Eierschecke
René Heilig fragt, was es in Dresden denn zu feiern gibt?
Dresden – das sind 50 Museen, 60 Galerien und über 30 Theater. Staatskapelle, Philharmonie und Kreuzchor haben Weltgeltung. Frauenkirche, Zwinger, Sixtinische Madonna – geht mehr sinnliches Vergnügen und intellektueller Genuss in einer einzigen Stadt? Zu jeder Tages- und Jahreszeit können Gäste aus aller Welt nach Herzenslust die Offenheit der sächsischen Landeshauptstadt genießen. Es gibt eine Fabrik aus Glas, 4.0-Innovationen, eine Uni forscht in die Zukunft.
Ja, das alles ist Dresden. Doch allenfalls die halbe Wirklichkeit. In der Elbmetropole explodieren Bomben, gelegt gegen Andersgläubige und als Drohung gegen Demokraten. In Dresden und in Orten ringsum werden Flüchtlinge gehetzt. So wie jene, die ihnen mit menschlichsten Motiven Freundlichkeit und Obdach bieten. In Dresden rotten sich »besorgte Bürger« zusammen, skandieren »Ausländer raus« und »Lügenpresse«. Sie geben sich verängstigt und sind im Rudel doch stark genug, Nachbarn, die anders denken und fühlen, einzuschüchtern. Sie behaupten, das Volk zu sein – und zum Teil sind sie es ganz sicher auch.
Dresden will den Tag der deutschen Einheit feiern. Stellvertretend für ganze Republik. Gibt es Grund dazu? Falls ja, welches Dresden, welche Republik will man präsentieren? So lendenlahm wie die Landesregierung bislang Rassismus und Gewalt gedeihen ließ, reicht Weltoffenheit gerade noch bis zu Bier und Eierschecke. Beides soll Heuchlern wie Hetzern im Halse stecken bleiben.
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