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Bombenanschläge in Dresden

Sprengsätze detonieren vor Moschee und Kongresszentrum / LINKE warnt vor rechter Radikalisierung

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Am Ende kann es auch ein Zufall sein, doch die Parallelen springen ins Auge: Als am Montag gegen 22 Uhr vor einer Moschee im Dresdner Stadtteil Cotta ein selbstgebauter Sprengsatz explodiert, da ist es auf die Stunde genau 36 Jahre her, dass auf dem Münchner Oktoberfest die Rohrbombe des Neonazis Gundolf Köhler 13 Menschen tötete und 211 weitere verletzte. Der Anschlag auf das Gebetshaus der türkisch-islamischen Religionsgemeinschaft Ditib geht zum Glück glimpflich aus: Der Imam und seine Familie, die sich zum Tatzeitpunkt in dem unscheinbaren Gebäude aufhielten, bleiben unverletzt. Kurz nach der ersten Detonation erhält die Polizei die Meldung von der Explosion eines weiteren Sprengsatzes: Betroffen ist das in direkter Nachbarschaft zum Sächsischen Landtag liegende Kongresszentrum.

»Beide Anschläge stehen zeitlich im Zusammenhang. Auch wenn uns bislang kein Bekennerschreiben vorliegt, müssen wir von einem fremdenfeindlichen Motiv ausgehen«, erklärt Dresdens Polizeipräsident Horst Kretzschmar. Auch deshalb hat die Generalstaatsanwaltschaft Dresden am Dienstag die Ermittlungen übernommen. Am Kongresszentrum soll am Montag ein Teil der Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit stattfinden.

Zum gleichen Datum findet nicht nur der Tag der offenen Moschee statt, sondern ist in der Elbmetropole ein Aufmarsch des islamfeindlichen Pegida-Bündnisses geplant. Nur knapp zwei Stunden vor den Explosionen war die rassistische Gruppierung noch durch die Innenstadt marschiert. Nicht nur die Moschee in Cotta war bereits mehrfach Ziel rechter Attacken. Sachsen bildet bundesweit einen Schwerpunkt bei Anschlägen auf islamische Gotteshäuser.

Bundesweit zählte das Bundeskriminalamt von 2001 bis März 2016 insgesamt 416 Attacken auf muslimische Einrichtungen. Ganz vorn, auf Platz vier, liegt Leipzig, wo der Bau einer Moschee seit Jahren auf den Widerstand rechter Gruppen stößt. »Das ist der Gipfel einer seit Monaten weithin ungebremsten Radikalisierung von Rechts, die sich insbesondere im Raum Dresden beobachten lässt«, sagte die sächsische LINKEN-Politikerin Kerstin Köditz.

Die Innenpolitikerin spielte dabei auch auf das Gerichtsverfahren in München gegen die Neonazigruppe Oldschool Society an, die Anschläge auf Flüchtlinge und Moscheen geplant haben soll. Die Rechtsradikalen waren auch in Sachsen aktiv, eine der vier Angeklagten ist aus Freital. Seite 5

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