Wie fällt die Entscheidung?

Literaturnobelpreis

  • Andrea Tebart
  • Lesedauer: 2 Min.

Am Donnerstag wird der Literatur-Nobelpreisträger bekanntgegeben. Die Schwedische Akademie vergibt den weltweit höchstdotierten Literaturpreis seit 1901 - an die- oder denjenigen, der »das Vorzüglichste in idealistischer Richtung geschaffen hat«. So jedenfalls hatte es der Industrielle Alfred Nobel im November 1895 in seinem Testament verfügt. Finanzielle Grundlage dafür ist bis heute sein enormes Vermögen. Ein Nobelpreis ist gegenwärtig mit acht Millionen Schwedischen Kronen dotiert, umgerechnet 841 547 Euro.

Die Schwedische Akademie ist anders als die drei Institutionen, die zuständig für die Vergabe der übrigen Nobelpreise sind, finanziell und politisch völlig unabhängig. Ihre 18 Mitglieder bestimmt sie allein, auf Lebenszeit. Darunter sind Lyriker, Autoren, Sprachforscher, Schriftsteller, Literaturkritiker, Drehbuchschreiber, Philologen und Übersetzer. Lauter schwedische Experten, die in der Akademie traditionell jeweils einen eigenen, nummerierten Stuhl haben.

Sechs Mitglieder sind momentan verantwortlich für den Auswahlprozess, der streng nach Plan abläuft. Im September des Vorjahres bitten sie um Kandidatenvorschläge und warten bis Ende Januar auf die Antwortbriefe aus aller Welt - von ehemaligen Literatur-Nobelpreisträgern, Akademie-Mitgliedern, Hochschulprofessoren für Literatur bzw. Linguistik, Präsidenten von diversen Schriftstellerverbänden und vielen mehr.

Rund 700 Personen werden auf diese Weise befragt. »Erfahrungsgemäß antwortet etwa die Hälfte«, weiß Gustav Källstrand, Kurator des Nobelmuseums in Stockholm. Aus diesen Vorschlägen macht das Komitee eine Liste, die - in Etappen - bis zum Mai auf fünf potenzielle Anwärter reduziert wird. Mit deren Büchern gehen die Juroren dann in den Urlaub. Anschließend debattieren die Experten über das Gelesene. Abgestimmt wird im Oktober. Der Gewinner oder die Gewinnerin muss mehr als die Hälfte der Stimmen auf sich vereinigen. Peter Englund, Schriftsteller, Historiker und ständiger Sekretär der Schwedischen Akademie, verkündet dann auf einer Pressekonferenz den neuen Nobelpreisträger. Vergeben wird die Auszeichnung, wie auch die anderen Nobelpreise, am 10. Dezember, dem Todestag von Alfred Nobel.

Aber was geschieht mit den übrigen Nominierten? »Die kennen wir erst in 50 Jahren, denn so lange gilt die Sperrfrist«, erklärt Källstrand: »Von daher weiß man aber rückblickend, dass viele spätere Nobelpreisträger schon vorher nominiert waren - beispielsweise Thomas Mann.«

In diesem Jahr ist der Japaner Haruki Murakami Favorit der Buchmacher. Gehandelt werden unter anderen aber auch der Syrer Adonis, der Kenianer Ngugi wa Thiong'o, die US-Schriftsteller Don DeLillo, Philip Roth und Joyce Carol Oates sowie der Brite Salman Rushdie, der Franzose Milan Kundera und der Norweger Jon Fosse. Im vergangenen Jahr ging der Preis an die Belarussin Swetlana Alexijewitsch. Mit AFP

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