Wenn Saufen so schnell teurer würde

Nicolas Šustr über rasant steigende Mietpreise

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 1 Min.

9,89 Euro Kaltmiete werden in Berlin inzwischen pro Quadratmeter bei einer Neuvermietung genommen, so die Studie einer Immobilienfirma. Das entsprach ziemlich genau dem durchschnittlichen Preis einer Maß Bier auf dem Münchener Oktoberfest im Jahr 2014. Wer in der bayerischen Landeshauptstadt öfter verkehrt, weiß, dass der Wiesnbierpreis ein großes Thema ist, vor allem seine jährliche Erhöhung. Pi mal Daumen um drei Prozent steigt regelmäßig der Obolus, den der traditionsbewusste Trinker für das bajuwarische Hochamt der Heimatseligkeit hinlegen muss.

Um beinahe 50 Prozent stiegen laut der Studie die Neumieten in der Hauptstadt seit 2011. Wäre das in München mit dem Bier passiert, gäbe es vielleicht keine CSU mehr. Doch obwohl die Wohnungsfrage existenziell ist, sind die Berliner von revolutionären Verhältnissen weit entfernt. Familien ziehen in zu kleine Wohnungen, manche weit ins Umland. Ein lautes Murren ist zu vernehmen. Die SPD, egal ob im Land oder im Bund, scheint es immer noch nicht richtig zu hören. Viel mehr als etwas Kosmetik an Mietrecht und Sozialwohnungsförderung wurde bisher nicht betrieben, obwohl in allen Ballungsräumen die gleiche Not herrscht. Der große Wurf für ein soziales Mietrecht ist nötig. Damit fehlgeleiteter Protest sich nicht am Ende in noch mehr Stimmen für die AfD ausdrückt.

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