Neue Chance für Realismus
Roland Etzel zur Wiederaufnahme der Syrien-Gespräche
Das multilaterale Syrien-Treffen in Lausanne hat keine Waffenruhe gebracht. Die Hoffnung darauf hatte allerdings auch keiner der Teilnehmer ausgegeben. Es sollte wohl zunächst die aktuelle Interessenlage der in und um Syrien rivalisierenden Groß- und Regionalmächte sondiert werden. Die Besetzung dafür hat jedenfalls gestimmt, denn alle tatsächlich relevanten Staaten waren in Lausanne vertreten.
War das eine neue Chance für eine diplomatische Lösung statt einer Entscheidung auf dem Schlachtfeld? Eine kleine, und sie ist abhängig davon, ob es Veränderungen in der Kompromissbereitschaft der Seiten gegeben hat. Bisher scheiterte ein Interessenausgleich am Verhandlungstisch am Maximalismus so gut wie aller Seiten. Die einen verlangen seit fünf Jahren stur: Zuerst muss Assad weg. Für die anderen sind alle Assad-Gegner nichts als Terroristen. Beides hat zu jenem zermürbenden menschenfeindlichen Abnutzungskrieg geführt, der gegenwärtig stattfindet. Finden die »Großen« - Russland und die USA - und danach auch die Mittelgroßen aus der Region nicht zu koexistenziellen Absprachen, wird das auch so weitergehen.
Erst wenn der Teufelskreis der Unversöhnlichkeit durchbrochen wird, haben längerfristige Feuerpausen eine Chance, in einen Frieden zu münden und nicht als Atempause zum Nachrüsten von dieser oder jener militärischen Gruppierung missbraucht zu werden. Eine Einigung darauf kann derzeit wohl allein von außen herbeigeführt werden.
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